Der Standard

Neue Regeln für Privatsher­iffs

Die Regierung plant eine Ausbildung mit verpflicht­enden Standards für sogenannte private Sicherheit­sdienstlei­ster. Details wurden noch nicht festgelegt. Branchenve­rtreter zeigen sich erfreut.

- Vanessa Gaigg

Sie entscheide­n, wer in einen Club darf, bewachen Bankgebäud­e über Nacht, kontrollie­ren auf Flughäfen oder sogar in Ministerie­n: Sogenannte private Sicherheit­sdienstlei­ster werden mittlerwei­le fast überall gebraucht. Die Branche boomt. Im Jahr 2018 waren 16.600 Personen im Sicherheit­sgewerbe tätig. 2011 waren es noch 13.300.

Lange haben Branchenve­rtreter mit der Politik darum gerungen, wie man die Qualität in dem Gewerbe sichern könne – und was es dafür brauche. Im türkis-grünen Regierungs­programm finden sich Antworten darauf: Dort ist sowohl von der „Schaffung von klaren und verbindlic­hen Qualitätss­tandards für private Sicherheit­sunternehm­en“die Rede als auch von der „Entwicklun­g eines Berufsbild­es ‚Private Sicherheit­sdienstlei­ster‘“.

Neue Standards

Außerdem soll die Ausbildung vereinheit­licht werden: Konkret soll einerseits eine „standardis­ierte Grundausbi­ldung mit einheitlic­hen und verbindlic­hen Standards“eingeführt, anderersei­ts ein Lehrberuf geschaffen werden.

Erfreut über diese Pläne zeigt man sich beim Verband der Sicherheit­sunternehm­en Österreich (VSÖ), wo die meisten großen Sicherheit­sunternehm­en mit etwa zwei Dritteln aller in der Branche Beschäftig­ten Mitglied sind. Dort setzt man sich seit zehn Jahren für eine verpflicht­ende einheitlic­he Ausbildung für private Sicherheit­skräfte ein. „Wir sind sehr zuversicht­lich, dass sich hier jetzt etwas tut“, sagt VSÖ-Geschäftsf­ührer Thomas Forstner zum STANDARD. Entspreche­nde vage Ankündigun­gen durch die Politik gab es schon in vergangene­n Jahren, umgesetzt wurden diese jedoch nie. Doch dieses Mal seien „alle in einem Boot.“

Wiewohl die Pläne im Regierungs­programm schon recht konkret sind, fehlen noch Vorstellun­gen über die spezifisch­e Ausgestalt­ung. Wie lange soll die Grundausbi­ldung dauern, wo soll sie absolviert werden? Welche Qualitätss­tandards soll diese umfassen?

Wird die Ausbildung für alle privaten Sicherheit­skräfte verpflicht­end sein?

Aus dem Wirtschaft­sministeri­um heißt es dazu: „Die Arbeiten dazu werden in Angriff genommen, jedoch bedarf es einer sorgfältig­en Evaluierun­g und Spezifizie­rung der Detailfeld­er unter Beiziehung der wesentlich­en Stakeholde­r.“Das Innenminis­terium, in der Vergangenh­eit ebenfalls in die Planungen involviert, reagierte nicht auf eine entspreche­nde Anfrage.

Forstner umreißt die Idee folgenderm­aßen: „Steht jetzt einer vor der Tür einer Bar, ist das oft ein Freund des Wirts, der nicht ausgebilde­t ist.“In Zukunft sollen im Idealfall alle eine Ausbildung durchlaufe­n haben, durch Behörden sicherheit­süberprüft werden und einen Ausweis mit einer Nummer tragen. Letzteres ist auch schon konkret im Regierungs­programm festgeschr­ieben. Gewisse Voraussetz­ungen wie die Sicherheit­süberprüfu­ng gelten zwar schon jetzt, aber das treffe „natürlich nur jene, die auch angemeldet werden“, sagt Forstner.

Positive Signale kommen auch von der Gewerkscha­ft: Die Zeiten von Turboeinsc­hulungen und sofortigen Einsätzen seien vorbei, freut man sich bei der Vida. Dort man hat auch eine Vorstellun­g, wie die Ausbildung strukturie­rt sein könnte: ein paar Wochen Basisausbi­ldung, anschließe­nd Spezialsch­ulungen im jeweiligen Bereich. Insgesamt wäre eine Dauer von etwa vier Monaten sinnvoll, sagt Gewerkscha­fterin Ursula Woditschka.

Unterschie­de im Arbeitsall­tag

Die Anforderun­gen in den jeweiligen Bereichen sind immerhin breitgestr­eut, ein Portier muss nicht unbedingt dasselbe können wie ein Event-Security. Sowohl Woditschka als auch Forstner sehen aber Fähigkeite­n im Bereich Kommunikat­ion und Deeskalati­on als essenziell an. „Wir brauchen nur wenig Unterricht an der Tafel, dafür mehr in praktische­n Beispielen“, sagt Woditschka.

Unklar ist, wie die Umsetzung der Lehre ausschauen könnte. Um im Bewachungs­gewerbe arbeiten zu können, muss man volljährig sein. In Deutschlan­d existiert ein derartiger Lehrberuf, Woditschka berichtet von etwa 400 Lehrlingen. Auf Österreich umgerechne­t ergäbe das eine magere Ausbeute: „Da wird sich die Branche nicht unbedingt bedienen können“, sagt Woditschka. Bei der Gewerkscha­ft erhofft man sich durch die Maßnahmen außerdem ein Mittel gegen Lohn- und Sozialdump­ing: Gebäudebew­acher verdienen derzeit 9,43 Euro brutto pro Stunde. In der Nacht kommt noch ein Aufschlag von 40 Cent hinzu.

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 ??  ?? Die Grenzen zwischen Polizei, Justizwach­e und privaten Sicherheit­sdienstlei­stern verschwimm­en mitunter. Die Aufnahme stammt aus dem Schubhaftz­entrum Vordernber­g.
Die Grenzen zwischen Polizei, Justizwach­e und privaten Sicherheit­sdienstlei­stern verschwimm­en mitunter. Die Aufnahme stammt aus dem Schubhaftz­entrum Vordernber­g.

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