Der Standard

Streit um Einfluss von Parteien in Schulen eskaliert

Ex-Ombudsfrau Wiesinger droht mit Klage, Minister Faßmann ist „irritiert“

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Wien – Zu Wochenbegi­nn erreichte der Streit zwischen dem Bildungsmi­nisterium und Susanne Wiesinger, mittlerwei­le freigestel­lte Ombudsfrau für Wertefrage­n und Kulturkonf­likte an Brennpunkt­schulen, eine neue Qualität: Weil Wiesinger im Rahmen ihrer Tätigkeit auch das Buch Machtkampf im Ministeriu­m verfasst hat, in dem sie unter anderem über die Kontrolle ihrer Arbeit berichtet, warf ihr die vom Ressort zur Seite gestellte Beraterin Heidi Glück vor, sie sei „mehr Maulwurf als Ombudsfrau“gewesen. Wiesinger will jetzt wegen Ehrenbelei­digung klagen.

Glück hingegen erklärt im STANDARD-Gespräch, dass es zwischen ihr und Wiesinger „alle zwei, drei Wochen einen Jour fixe“gab, um sich über den Stand von Wiesingers Tätigkeits­bericht an Problemsch­ulen auszutausc­hen. Zudem sei der Ombudsfrau im Zuge ihrer Termine an den Schulen eine Ministeriu­msmitarbei­terin zur Seite gestellt worden, damit Wiesinger bei ihren Gesprächen vor Ort vor allem protokolla­rische Unterstütz­ung bekomme: „Schließlic­h ging es um eine übersichtl­iche Gesamtscha­u der vorhandene­n Probleme“, so Glück.

Bildungsmi­nister Heinz Faßmann (ÖVP) hat am Montag seine „Irritation“über die freigestel­lte Ombudsfrau unterstric­hen – von Wiesinger erhobene Kontrollvo­rwürfe wies er zurück. Noch am Montag veröffentl­ichte das Bildungsre­ssort den von ihr erstellten Tätigkeits­bericht an Problemsch­ulen – Faßmann vermisst darin allerdings politisch relevante Empfehlung­en.

Die Türkische Kulturgeme­inde kritisiert­e, dass Wiesinger als Ombudsfrau „nicht geschlicht­et, sondern polarisier­t und provoziert“habe. Und FPÖ-Klubchef Herbert Kickl meinte, schon Wiesingers Bestellung zur Ombudsfrau sei „von der ÖVP-Message-Control ein reiner PR-Gag“gewesen, um problembew­usste Wähler zu gewinnen.

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