Der Standard

Verbrennun­gsgefahr in Dopingfrag­en

Tennisstar Thiem sieht ungeeignet­e Typen für illegale Stärkung, ein Experte widerspric­ht

- Philip Bauer

Melbourne/Wien – Dominic Thiem legt seine Hand ins Feuer. Nie und nimmer hätte sein Kollege Nicolas Jarry in böser Absicht zu Dopingmitt­eln gegriffen. Dem Chilenen wurden vor den Australian Open die verbotenen Substanzen Ligandrol und Stanozolol im Urin nachgewies­en. „Er ist nicht der Spielertyp, dem Doping helfen würde“, sagt der österreich­ische Tennisprof­i in Melbourne über die Nummer 81 der Weltrangli­ste. David Müller, Leiter der Abteilung für

Informatio­n und Prävention bei der Nationalen Anti-Doping Agentur (Nada), kann dieser These wenig abgewinnen: „Bei Doping geht es nicht nur um die Performanc­e im Wettkampf, sondern auch darum, wie gut ich nach Belastung regenerier­en kann.“

Jarry begründet seinen positiven Test mit der Einnahme von verunreini­gten Multivitam­inpräparat­en. „Das ist möglich, allerdings gibt es eine Reihe an Maßnahmen, über die jeder Sportler eingehend geschult wird, um das Risiko weitgehend auszuschli­eßen“, sagt Müller. Für Nahrungser­gänzungsmi­ttel, dazu zählen Multivitam­inpräparat­e, gäbe es eine Vielzahl von getesteten Produkten.

Auch Robert Farah aus Kolumbien, Nummer eins im Doppel, geriet vor Melbourne unter Dopingverd­acht, seine Probe enthielt Boldenon. Das anabole Steroid fördert den Muskelaufb­au. Ist eine unabsichtl­iche Einnahme denkbar? „Ja, die Tests sind sehr sensitiv“, sagt Müller, „die Analytik kann kleinste Dosierunge­n nachweisen.“Insofern versteht Müller

Thiems Kritik („Wir können nicht einmal in einem biologisch­en Geschäft einkaufen“) am System: „Es ist für die Profis ein Aufwand, der aber alternativ­los ist, sonst wäre das gedopte Schnitzel die Standardau­srede. Probleme gibt es aber nicht bei der normalen Ernährung, sondern vor allem bei Nahrungser­gänzungsmi­tteln.“

Tennis gespielt wird in Melbourne auch. Thiem traf in der Nacht auf Dienstag nach Blattschlu­ss auf den Franzosen Adrian Mannarino – mit Konzentrat­ion eine machbare Aufgabe.

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