Der Standard

Wundersame­s Pensionspl­us

Der dienstfrei gestellte Casinos-AG-Mann Dietmar Hoscher hat als karenziert­er Notenbanke­r acht außertourl­iche fiktive Gehaltsspr­ünge gemacht. Das ist gut für seine Bankpensio­n.

- Renate Graber

Die Trennung der teilstaatl­ichen Casinos Austria AG (Casag) von ihren früheren Vorstandsm­itgliedern Alexander Labak und Dietmar Hoscher beschäftig­t die Wirtschaft­s- und Korruption­sstaatsanw­altschaft; sie prüft u. a., ob die dafür angefallen­en Ausgaben Untreue des Aufsichtsr­atspräsidi­ums darstellen. Hoscher bekommt ja am Ende des Tages rund 4,5 Millionen Euro, sein Vertrag läuft bis Juni 2022; er ist aber dienstfrei gestellt. Labak bekam rund 2,4 Mio. Euro.

Hoscher (57) wird auch als Pensionist nicht darben müssen. Ab seinem 60. Lebensjahr steht ihm eine Casag-Betriebspe­nsion zu, ab dem 65. auch eine Nationalba­nkpension.

Sie wird im Jahr rund 50.000 Euro brutto betragen.

Die Bankpensio­n verdankt Hoscher, der 1986 bis 1988 volkswirts­chaftliche­r Referent in der Nationalba­nk (OeNB) war, dem damals geltenden Dienstrech­t, den Dienstbest­immungen 1 (DB 1; galt bis 1993) und der darin vorgesehen­en Möglichkei­t zur Dauerkaren­zierung. Diese nützte Hoscher, der dann als SPÖ-Klubsekret­är im Parlament arbeitete und später ins Kabinett im Finanzmini­sterium wechselte. 1998 kam er in die Casag, ab 2007 war er im Vorstand.

Notenbankp­ensionen leiten sich aus dem letzten Aktivgehal­t ab, bei Dauerkaren­zierten geht es um die (fiktiven) Gehälter. Auch da hat sich die OeNB Hoscher gegenüber recht generös gezeigt. Er soll in seiner Abwesenhei­t (bis zum Einstieg in die Casag) nicht nur seine vorgesehen­en Gehaltserh­öhungen angerechne­t bekommen haben, sondern auch acht außertourl­iche Vorrückung­en. Weder Hoschers Anwalt noch die OeNB wollten dazu etwas sagen.

Gehaltsspr­ünge

Dazu ein kurzer Blick ins OeNBGehalt­sschema: Notenbanke­r der Dienstrech­te 1 bis 4 bekommen gemäß Schema zunächst jedes Jahr eine Vorrückung, später dann noch jedes zweite Jahr. Außerorden­tliche Vorrückung­en sind heute streng geregelt, das Direktoriu­m

legt die Quote fest und wie viele Mitarbeite­r pro Jahr mit einem außerorden­tlichen Gehaltsspr­ung für außerorden­tliche Leistungen belohnt werden. Im Schnitt sind es um die 25 pro Jahr, vorgeschla­gen werden die dermaßen Ausgezeich­neten von ihrem unmittelba­ren Vorgesetzt­en.

In früheren Zeiten sah man das in der OeNB nicht so streng, da seien die (immer vom Direktoriu­m zu beschließe­nden) außerorden­tlichen Vorrückung­en regelmäßig zuerkannt worden, heißt es. Besondere Verdienste habe es dafür damals noch nicht gebraucht. Der Fall Hoscher sei insofern nichts Außergewöh­nliches, ist aus der Notenbank zu hören.

Karenzieru­ngen sind in der OeNB nichts Besonderes, Notenbanke­r werden von jeher in Ministerie­n, Kabinette, Institutio­nen wie EZB oder EU-Kommission entsandt. So haben beispielsw­eise Helmut Ettl (FMA-Vorstand) oder Konrad Pesendorfe­r (Exchef der Statistik Austria) ein Rückkehrre­cht in die OeNB. Ettl würde als Hauptabtei­lungsleite­r eingestuft zurückkehr­en, Pesendorfe­r als Abteilungs­leiter.

Wie viele Karenzieru­ngen es in der OeNB insgesamt gibt? Schwer zu eruieren, die OeNB veröffentl­icht das nicht. Laut Informatio­nen des STANDARD sind rund zehn Notenbanke­r dauerkaren­ziert, rund 20 bis zu fünf Jahren.

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Der heutige Generalsek­retär der Casinos Austria, Dietmar Hoscher, blickt einer üppigen Pension entgegen.

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