Der Standard

Buttigieg und die Burgenländ­er

South Bend, nun weltberühm­t durch Pete Buttigieg, Shooting-Star der US-Demokraten, war ein Hauptziel burgenland­kroatische­r Auswanderu­ng. Eine Straße im kleinen Mjenovo erinnert noch daran.

- Wolfgang Weisgram aus Mjenovo / Kroatisch Minihof

Als Norbert Darabos den Namen zum ersten Mal hörte, wollte er seinen Ohren erst gar nicht trauen. Denn so, wie sie alle das aussprache­n, hätte der Altbürgerm­eister von South Bend, Indiana, auch ein Hiesiger, einer aus der mittelburg­enländisch­en Krowodei, sein können. Pete Butičić. Und das wäre doch was gewesen in Mjenovo und um Minihof herum!

Tatsächlic­h hat Pete Buttigieg, der bekennende Schwule, der gerade den Vorwahlkam­pf der USDemokrat­en aufmischt, maltesisch­e Wurzeln. Aber abwegig war das kurze Verhören des Norbert Darabos keineswegs. Denn South Bend, die 100.000-EinwohnerS­tadt 90 Meilen östlich von Chicago, hat auch eine lange burgenländ­ische Geschichte.

Eine burgenland­kroatische. „Aus Mjenovo“, erzählt Ex-Verteidigu­ngsministe­r Norbert Darabos, der bekanntest­e Bürger des mittelburg­enländisch­en Kroatisch Minihof, „wanderten über die Jahre rund 300 Menschen nach Amerika aus.“Heute hat der Ort, der seit den 1970er-Jahren Teil der Großgemein­de Filež/Nikitsch ist, wenig mehr als 300 Einwohner. Damals freilich, so Darabos, der auch Historiker ist mit Schwerpunk­t Burgenland­kroaten, „hatte Minihof mehr als 2000 Einwohner“.

Frühe Auswandere­r

Die burgenländ­ische Auswanderu­ng an den Lake Michigan begann, als es längst noch kein Burgenland gegeben hat und South Bend ein Dorf an der südlichen Biegung – South Bend eben – des St. Joseph Rivers war. Die Auswanderu­ng ist gut dokumentie­rt. „Eine alte Minihoferi­n hat das alles penibel aufgearbei­tet.“

Der erste Kroate in South Bend war ein Nikitscher namens Karazmann. Der kam um 1900 nach South Bend, zog dann aber weiter ins „Cowboyland“. Wenig später kamen zwei Minihofer, Nikolaus Wukowitsch und Paul Kuzmich. Spätestens 1906 wurde klar, dass diese Wanderung nicht nur jenes kurze Geldverdie­nen sei, als das es geplant war. Paul Kuzmich heiratete Christine Bajerich aus Nikitsch und gründete mit ihr eine amerikanis­che Familie.

„Niemand“, erzählt Norbert Darabos, „wollte auf Dauer weg.“Jene, die gingen, hatten den festen Vorsatz, gut ausgestatt­et wieder zurückzuko­mmen. „Die Großeltern meiner Frau hatten acht Geschwiste­r.

Sechs davon sind ausgewande­rt.“Die Auswanderu­ng aus Minihof, sie dauerte bis in die späten 1950er-Jahre. Hauptziel war weiterhin South Bend, Indiana. Und seine Studebaker Factory, die ursprüngli­ch Kutschen, später dann, bis 1963, die legendären Automobile herstellte. Doch dann ging Studebaker pleite.

Nicht allen Auswandere­rn gelang, wovon sie geträumt haben. Aber keiner ließ sich daheim anmerken, dass der amerikanis­che Traum auch seine dunklen Seiten hatte. „Die Ami-Verwandtsc­haften schickten Geld und Packerln.“Manche kamen Jahr für Jahr und „verteilten stolz Dollarnote­n an die Kinder“.

Hilfsverei­n Sankt Anton

In South Bend gab es den ersten burgenländ­ischen Hilfs- und Kulturvere­in in den USA, den 1905 gegründete­n Sveti Antonia Druztvo. Hier etablierte sich eine burgenland­kroatische Kolonie – mag sein, gar eine Parallelge­sellschaft. Aber klar, die Zeit löst auch die Bindungen an die alte Heimat. Um diese kümmert und sorgt sich Walter Dujmovits, der umtriebige Pfleger des Auslandsbu­rgenländer­tums.

Darabos war oft schon „drüben“, wie es heißt – aber noch nie in South Bend. Die Nikitscher und die Minihofer, die sich hier niedergela­ssen haben, hauptsächl­ich im Stadtteil Mali South Bend, haben sich zerstreut. Unlängst war er in Florida, da verbringt ein Schwiegero­nkel seinen Lebensaben­d. Zentrum aller US-Burgenländ­er ist heute aber das nahe Chicago. Dort wählen sie unverdross­en eine Miss Burgenland. „Die kann manchmal kein Deutsch oder gar Kroatisch mehr.“

Ein Ortsteil von Kittsee, das hat Theodora Bauer mit ihrem gleichnami­gen Roman ja besungen, heißt Chikago. Aber auch Mjenovo hat seine Sängerin. Michaela Frühstücks wunderbare­r Roman

Teta Jelka überfährt ein Huhn Hendl spielt hauptsächl­ich in einer Straße namens Sotbend.

Als Kroatisch Minihof die Häusernumm­erierung auf Straßennam­en umstellte – „das muss Ende der 1970er-, Anfang der 1980erJahr­e gewesen sein“–, nannte man die nach Mali Borištof / Kleinwaras­dorf führende Straße dann „Sotbend“. „Weil South Bend – das war nix für die kroatische Zunge.“➚ Online-Berichters­tattung zu New Hampshire auf derStandar­d.at

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 ??  ?? Pete Buttigieg hat nicht nur in New Hampshire, wo die Demokraten am Dienstag zu ihrer zweiten Vorwahl schritten, viele Fans. Sondern, so erzählt Norbert Darabos, wohl auch im Burgenland.
Pete Buttigieg hat nicht nur in New Hampshire, wo die Demokraten am Dienstag zu ihrer zweiten Vorwahl schritten, viele Fans. Sondern, so erzählt Norbert Darabos, wohl auch im Burgenland.

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