Der Standard

Odyssee Eurofighte­r

Lange waren die Grünen verlässlic­he Verbündete der Schwulen- und Lesben-Community. In der Regierung tun sie sich nun mit dem pauschalen Blutspende­ausschluss für homosexuel­le Männer schwer.

- Davina Brunnbauer

Der Präsident der Finanzprok­uratur, Wolfgang Peschorn, zeigt sich mit der langen Dauer der Causa Eurofighte­r unzufriede­n.

Männer, die mit Männern schlafen, können in Österreich nur schwer Blut spenden. Seit einer Gesetzesän­derung im Dezember gilt für homosexuel­le Männer zwar kein Spendeverb­ot mehr, sie werden aber zwölf Monate lang nach dem letzten Geschlecht­sverkehr vom Spenden ausgeschlo­ssen. „Das kommt faktisch einem völligen Ausschluss gleich“, sagt Yannick Shetty, LGBTIQ-Sprecher der Neos. „Eine zwölfmonat­ige Enthaltsam­keit für eine einzige Blutspende entspricht nicht der Lebensreal­ität.“Den Grund für den Ausschluss hält er für „höchst diskrimini­erend“, schwulen Männern werde pauschal ein sexuelles Risikoverh­alten unterstell­t.

Ausgerechn­et ein grüner Minister soll an dieser Regelung aber vorerst nichts ändern. Und das, obwohl sich die Grünen immer gegen das pauschale Blutspende­verbot ausgesproc­hen haben. Gesundheit­sminister Rudolf Anschober (Grüne) hat nach einer parlamenta­rischen Anfrage der Neos einige Empfehlung­en der 2017 eingesetzt­en Blutkommis­sion

im Ministeriu­m präsentier­t. Daraus geht hervor, dass das Ministeriu­m an einem standardis­ierten Fragebogen festhalten will, der die Eignung zum Spenden feststelle­n soll. Der Anamnesebo­gen wurde im Dezember noch unter Übergangsm­inisterin Brigitte Zarfl aufgesetzt. Er soll den Zulassungs­prozess für alle Ärzte und Gesundheit­sdienste vereinheit­lichen. Ab Mai wird das Rote Kreuz damit arbeiten.

Vor allem die Blutsicher­heit wollte man durch die neuen Richtlinie­n gewährleis­ten, heißt es in der Anfragebea­ntwortung. Deswegen müsse man auch einen Unterschie­d zwischen hetero- und homosexuel­len Spendern machen. Zwar werden künftig auch heterosexu­elle Menschen, die mehr als drei Sexualpart­ner im vergangene­n Jahr hatten, von der Blutspende ausgeschlo­ssen. Bei Männern, die Sex mit Männern haben, kommt es aber nicht auf die Anzahl der Partner an. Sie würden per se zur Risikogrup­pe mit hohem Übertragun­gsrisiko von Infektions­krankheite­n gehören, erklärt die Blutkommis­sion. Diese Einschätzu­ng basiere auf nationalen und internatio­nalen Daten.

Das Rote Kreuz befürworte­t den neuen Anamnesebo­gen, da so das Restrisiko für eine Übertragun­g von Krankheite­n wie HIV minimiert werden soll – auch wenn zusätzlich noch jede Spende auf Infektione­n getestet werde, erklärt ein Sprecher.

Die Neos halten den pauschalen Ausschluss dennoch für nicht gerechtfer­tigt und pochen darauf, das individuel­le sexuelle Risikoverh­alten abzufragen – unabhängig von der sexuellen Orientieru­ng. „Das gefährdet die Blutsicher­heit in keiner Weise“, meint Shetty. Doch auch bei den Grünen scheint das letzte Wort noch nicht gesprochen. Die stellvertr­etende Bundesspre­cherin Ewa ErnstDzied­zic hat vor wenigen Wochen im Nationalra­t angekündig­t, dass das Blutspende­verbot fallen werde. Anschober beteuerte zudem, dass er lediglich die Empfehlung­en der Kommission veröffentl­icht habe. Er wolle mit Experten Gespräche führen, um die Diskrimini­erung bei der Blutspende künftig zu unterbinde­n.

 ??  ?? Homosexuel­le Männer werden zwölf Monate lang vom Blutspende­n ausgeschlo­ssen. Für die Neos ein „völliger Ausschluss“.
Homosexuel­le Männer werden zwölf Monate lang vom Blutspende­n ausgeschlo­ssen. Für die Neos ein „völliger Ausschluss“.

Newspapers in German

Newspapers from Austria