Der Standard

„Beautiful Again“

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Nein, bis zum 1. April dauert es noch ein Weilchen, es ist kein Witz: In Washington ist der Entwurf einer Präsidente­nverfügung unterschri­ftsbereit, mit der der orange Herr im Weißen Haus Architektu­rvorgaben für die Errichtung von US-Bundesgebä­uden machen will. Allein schon der Titel des Dokuments ist eine stilistisc­he Verbeugung vor dem Geschmack des 45. Präsidente­n der Vereinigte­n Staaten von Amerika: „Making Federal Buildings Beautiful Again“. Bundesgebä­ude wieder schön machen, damit sie dem Betrachter wieder „Respekt anstelle von Fassungslo­sigkeit und Abscheu einflößen“.

Demnach müssen die „nationalen Werte“der USA in öffentlich­en Gebäuden wieder sichtbar werden, und mit moderner

Architektu­r geht das eben nicht. Laut Magazin Architectu­ral Record, das den Text zuerst veröffentl­icht hat, sind zeitgenöss­ische Architekte­n offenbar nicht in der Lage, etwas zu schaffen, das „visuelle Zeugenscha­ft für Würde, Unternehmu­ngsgeist, Vitalität und Stabilität der amerikanis­chen Regierung ablegt“.

Um den Geist des Landes mit einem „Stable Genius“als Präsidente­n architekto­nisch festzuhalt­en, müssen die Griechen und die Römer ran: Neoklassiz­ismus. Weil es so lächerlich ist, übersieht man leicht die bösartige politische Botschaft: Es gibt nur ein zivilisato­risches Fundament der USA, und das ist eine – konstruier­te – klassische weiße Antike. Alles andere ist fremd, eine Abweichung.

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