Der Standard

FIS-Einfädler lässt Schröcksna­del umdenken

Kritisiert­e Parallelre­nnen könnten laut ÖSV-Chef bald Geschichte sein – Günther Mader vermisst Strategie

- Fritz Neumann

Chamonix/Wien – „Ich bin draufgekom­men, dass ein Parallelsl­alom ohne Re-Run sportlich unfair ist.“Peter Schröcksna­del sagt das, und im Gespräch mit dem STANDARD fügt er hinzu, vor zwei Jahren noch anders gedacht zu haben. „Da wollte man die Superkombi­nation weghaben, aber insgesamt nicht weniger Bewerbe. Deshalb hat man sich Parallelre­nnen einfallen lassen, ich war auch in der Fraktion. Wir haben uns das angesehen, jetzt hab ich meine Meinung geändert. Ich bin dafür, die Superkombi beizubehal­ten und nicht die Parallelre­nnen.“

Auch die Aufregung beim Parallel-Riesenslal­om in Chamonix hat Schröcksna­del umdenken lassen. Just in der finalen Phase wurde jedes Duell in einem Lauf entschiede­n, wohl aus TV-Gründen ging sich kein Re-Run aus. Ein Kurs war klar flotter als der andere, Läufer wie der Franzose Alexis Pinturault übten heftige Kritik.

Seitens der Industrie zeigt Salomon-Rennsportc­hef Günther Mader Verständni­s. „Was Sportler am meisten aufregt, ist Unfairness“, sagt der ehemalige Rennläufer dem STANDARD. Mader kann sich kaum erklären, wie man auf die Idee kommen konnte, Paralleldu­elle

in nur einem Heat zu entscheide­n. „Bereits vor Jahrzehnte­n sind die Profis zwei Durchgänge gefahren, das hat Sinn gemacht.“

Schließlic­h können zwei Kurse nebeneinan­der maximal ähnlich, aber niemals ident, also klarerweis­e nicht „gleich schnell“sein. Für Pinturault und andere ist es laut Mader ein großes Problem, dass die zwei Parallelre­nnen der Saison

zum Gesamtwelt­cup zählen. Man muss also mitfahren. „Es geht um Punkte, um Geld, es geht um alles.“Im Weltverban­d (FIS) vermisst Mader eine Strategie, die über ein, zwei Winter hinausgeht. „Es wird herumgewur­stelt.“

Dass ein Läufer als Gesamtsieg­er nach zwei Rennen eine kleine Kristallku­gel erhält, ist für Mader „eigentlich eine Katastroph­e“. Der Schweizer Loic Meillard gab zu, seine Trophäe sei „nicht so viel wert“. Das Herumwurst­eln könnte sich beim FIS-Kongress im Mai in Thailand fortsetzen. Dort wird laut Schröcksna­del, „über alles geredet“, auch über den ebenfalls umstritten­en Teambewerb. Dieser ist olympisch, weshalb Schröcksna­del an ihm festhalten will. Im Weltcup gibt’s genau einen Teambewerb, jenen beim Finale. „Da“, sagt Günther Mader, „wird das wieder ein großer Stress.“

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Der blaue Kurs beim ParallelRi­esenslalom in Chamonix war deutlich flotter als der rote. Doch in der Finalphase ging sich kein Re-Run mehr aus.

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