Der Standard

Wohnwahnsi­nn in Deutschlan­d

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in München eine leistbare Wohnung sucht, hat ein Problem. In vielen deutschen Städten ist Wohnen zum Luxus geworden, den sich viele nicht mehr leisten können. Absurde Auswüchse davon zeigte die Dokumentat­ion Wohnwahnsi­nn – Wo können wir noch leben? gestern, Dienstag, auf Vox.

In München bewerben sich jährlich 30.000 Menschen um Sozialwohn­ungen. Nur knapp 3000 werden pro Jahr vergeben. Der Rest der Antragsste­ller geht leer aus. Am Wohnungsam­t arbeiten

DOKU „WOHNWAHNSI­NN“AM DIENSTAG AUF VOX

mittlerwei­le sogar Securitys, weil verzweifel­te Wohnungssu­chende manchmal Drohungen ausspreche­n. Die hochschwan­gere Irem brauchte dringend eine Sozialwohn­ung. Sie wohnt derzeit mit ihrer Familie in einem Zimmer bei ihrem Stiefvater. Jungmutter Ricarda hat sich vor einem halben Jahr vom Vater ihres Kindes getrennt. Sie wohnt immer noch bei ihm, weil sie keine Wohnung findet.

Gezeigt werden auch Menschen, die sich aus dem „Wohnwahnsi­nn“verabschie­det haben: Thilo lebt seit zweieinhal­b Jahren in einem Dachzelt auf seinem Auto. Familie Rehm flüchtete vom Münchner Wohnungsma­rkt in ein Nest in Franken, wo sie sich einen Bastlerhit um 49.000 Euro leisten konnte. Den alten Hühnerstal­l betreten sie bisher aber lieber nur mit Atemschutz. Man weiß ja nie.

So entsteht ein Potpourri an Geschichte­n, die in der Manier deutscher Privatsend­er erzählt werden und denen teils der rote Faden fehlt. Dramatisch ist die Lage allemal. In deutschen Städten braucht es dringend mehr Wohnungen. Sonst werden Wohnungssu­chende weiter kreativ sein müssen.

dst.at/TV-Tagebuch

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