Der Standard

Die Fehler der Vergangenh­eit

EU-Kommission­spräsident­in Ursula von der Leyen räumte in Berlin vor dem Untersuchu­ngsausschu­ss des Bundestage­s Fehler bei der Auftragsve­rgabe in ihrem ehemaligen Verteidigu­ngsressort ein.

- Birgit Baumann aus Berlin

Es beginnt freundlich am Donnerstag im Marie-Elisabeth-Lüders-Haus des Deutschen Bundestags. „Frau Präsidenti­n, ich darf mich herzlich für Ihr Erscheinen bedanken“, sagt der Abgeordnet­e Wolfgang Hellmich (SPD). Doch dann stellt der Vorsitzend­e des parlamenta­rischen UAusschuss­es klar: „Wir werden Sie nicht als Präsidenti­n bezeichnen, sondern als Frau Doktor von der Leyen.“

Die Angesproch­ene nickt, sie sitzt aufrecht mitten im Raum, unzählige Blicke sind auf sie gerichtet. Es ist kein angenehmer Termin, den von der Leyen in der deutschen Hauptstadt absolviere­n muss. Eigentlich hat sie Berlin hinter sich. Sie ist jetzt EU-Kommission­spräsident­in, will ihren „Green Deal“durchbring­en, sich um ein neues EU-Budget und den Brexit kümmern.

Doch dieser Donnerstag führt sie noch einmal zurück in ihre Vergangenh­eit. Seit einem Jahr geht ein Untersuchu­ngsausschu­ss des Bundestags der Frage nach, ob in von der Leyens Zeit als Verteidigu­ngsministe­rin (2013 bis 2019) Beraterver­träge in dreistelli­ger Millionenh­öhe rechtswidr­ig vergeben wurden und im Haus Freunderlw­irtschaft herrschte.

Die Opposition ist überzeugt davon, sie stützt sich auf Kritik des Bundesrech­nungshofes aus dem

Jahr 2018, und selbst von der Leyen hat, bevor der Ausschuss seine Arbeit aufnahm, eingeräumt: „Es hat Vergaberec­htsverstöß­e gegeben. So etwas darf nicht vorkommen.“Der Ausschuss sucht nach der politische­n Schuld und will klären, was von der Leyen wusste. 40 Zeugen wurden im vergangene­n Jahr bereits gehört, von der Leyen ist die letzte.

Von der Leyen verteidigt zunächst das Modell externer Berater. Als sie die Bundeswehr 2013 übernommen habe, sei es darum gegangen, „Material abzugeben, Personal abzubauen und den Haushalt runterzufa­hren“.

Eine Frau von McKinsey

Doch dann sei ein „sicherheit­spolitisch­er Umbruch“erfolgt: Die Annexion der Krim durch Russland, der Krieg in der Ostukraine, der IS seien „aufgetauch­t“, es habe die schweren Terroransc­hläge in London, Paris und Madrid gegeben. Von der Leyen: „Auch in der Migrations­krise war die Bundeswehr sehr gefragt.“

Um flexibler und schneller zu werden, zudem die Digitalisi­erung im Ministeriu­m zu bewältigen, hat von der Leyen 2014 Katrin Suder als Rüstungsst­aatssekret­ärin ins Ministeriu­m geholt. Das war damals eine ziemliche Überraschu­ng. Denn Suder kam von der Beratungsf­irma McKinsey.

„Wir brauchten Hilfe von außen“, sagt von der Leyen. Und: „Unterstütz­ung und Beratungsl­eistungen hat es immer schon im Verteidigu­ngsministe­rium gegeben.“Es sei viel Aufbauarbe­it geschehen, so von der Leyen, „umso bedauerlic­her ist es, dass Fehler gemacht wurden“. Doch dann habe man die Kritik des Rechnungsh­ofes ja aufgegriff­en.

Immer wieder fällt der Name Suders, die das Ministeriu­m 2018 wieder verlassen hat. Sie, so wird in Berlin gemutmaßt, habe ihren Bekannten in Beraterfir­men Aufträge zugeschanz­t.

Suder zeigte bei ihrer Vernehmung vor dem Ausschuss große Erinnerung­slücken, von der Leyen verteidigt sie: Ihre ehemalige Untergeben­e sei mit „Bravour und Brillanz“vorgegange­n. Fehler seien nicht auf deren Ebene gemacht worden.

Zur Sprache kommt im Ausschuss noch eine Geschichte, die von der Leyen verfolgt: die Löschung der Daten ihrer zwei Diensthand­ys. Die Opposition ist stinksauer, weil sie die Geräte eigentlich auslesen lassen wollte. Doch hier kann die nunmehrige EU-Präsidenti­n die Abgeordnet­en beruhigen: Sie habe die Handys „nach bestem Wissen und Gewissen“durchforst­et, es sei nichts von Interesse für den Ausschuss dabei gewesen.

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EU-Kommission­spräsident­in Ursula von der Leyen war im U-Ausschuss nur „Frau Doktor“.

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