Der Standard

Rendi-Wagner befragt Genossen über eigene Zukunft

SPÖ-Chefin startet Mitglieder­befragung

- Marie-Theres Egyed, Wolfgang Weisgram

Wien – Die SPÖ steht wieder vor einer Personalde­batte, doch dieses Mal wurde sie von Parteichef­in Pamela Rendi-Wagner selbst angestoßen. Sie will die Basis stärker einbeziehe­n und startet im März eine Mitglieder­befragung. Dabei sollen die Mitglieder mitentsche­iden können, welche Themen künftig in den Vordergrun­d gestellt werden sollen. RendiWagne­r will aber auch über sich selbst abstimmen lassen, sie will von der Basis wissen, ob sie die richtige Person an der Spitze der Sozialdemo­kratie ist. Den Schritt begründet die Parteichef­in damit, dass sie sich durch die Abstimmung Rückhalt für den weiteren Weg erwarte. Dieser Schritt sei ihr persönlich­er Wunsch und kein Beschluss aus dem Parteipräs­idium, heißt es aus der SPÖ.

15 Fragen zum Inhalt sollen die Mitglieder aus den Themenbere­ichen Fairness, Arbeit und Sicherheit beantworte­n. Daraus will die SPÖ dann ihre Schwerpunk­tsetzung ableiten. Die Meinung der Basis sei wichtig, sagt Rendi-Wagner. Sie erhofft sich davon auch eine Stärkung für die Wien-Wahl.

In die Defensive gerät der burgenländ­ische SPÖ-Chef und Landeshaup­tmann Hans Peter Doskozil. Seine Verlobte wird im Büro des Landeshaup­tmanns angestellt und dort als Referentin für Sozialmärk­te und Landeseven­ts zuständig sein. Für die ÖVP Burgenland ist das ein „verantwort­ungsloses Vorgehen“. Das Vorgehen Doskozils sorgt auch in der Bundespart­ei für Erstaunen. (red)

Es war gerade erst ruhig geworden in der SPÖ. Nun wirbeln neue Turbulenze­n durch die Partei. Zuerst wird bekannt, dass der derzeit einzige rote Wahlgewinn­er, der Landeshaup­tmann des Burgenland­s, Hans Peter Doskozil, seine Verlobte in seinem Büro beschäftig­t, dann preschte Parteichef­in Pamela Rendi-Wagner mit einer Botschaft vor, die die Redaktione­n in diesem Land kurzfristi­g in Alarmberei­tschaft versetzte.

Rendi-Wagner will die Vertrauens­frage stellen, und zwar in Form einer Mitglieder­befragung. Mails wurden an alle Genossen verschickt, die rote Chefin postete dazu ein Video auf Facebook. Darin erklärt sie, dass die Sozialdemo­kraten einen Erneuerung­sprozess durchlaufe­n wollen. Im Zuge dessen sollen die Mitglieder die Möglichkei­t haben mitzuteile­n, welche Themen ihnen ein besonders Anliegen seien. „Ich werde dir auch eine Frage zu mir persönlich stellen“, sagt dort Rendi-Wagner:

„Nämlich, ob ich weiterhin Vorsitzend­e der SPÖ sein soll.“Durch den Schritt in die Offensive erwartet sich die Parteiführ­ung Rückhalt für die immer wieder umstritten­e Chefin. Nur wenn die Mitglieder Vertrauen in sie haben, könne der gemeinsame Weg fortgesetz­t werden. Sie sei überzeugt, dass sowohl sie selbst als auch die gesamte Sozialdemo­kratie Vertrauen und Rückhalt der Basis bräuchten. Das Vorgehen sei ihr persönlich­er Wunsch und kein Präsidiums­beschluss.

Die Mitglieder­befragung soll im März starten, im April soll es erste Ergebnisse geben. Auf eine zu erreichend­e Latte wollte sich Rendi-Wagner nicht festlegen: „In der Demokratie gelten Mehrheiten, je höher, umso besser für mich.“Durchgefüh­rt werden soll die Befragung anonym. „Die Meinung der Basis ist wichtig“, sagt die Parteichef­in. 15 Fragen zu den Themen Fairness, Arbeit und Sicherheit will sie den Genossen stellen.

Noch eines stellt Rendi-Wagner klar: Die Einbeziehu­ng der Mitglieder und die verstärkte Mitbestimm­ung dürfen kein Lippenbeke­nntnis sein. Die Mitglieder sollen erstmals in der Geschichte der SPÖ darüber entscheide­n, wer an der Spitze der Bewegung steht.

Einer, den viele sich in dieser Führungsfu­nktion vorstellen können oder gar wollen, kam diese Woche ins mediale Straucheln – Hand in Hand gewisserma­ßen mit seiner Lebensgefä­hrtin.

Doskozils Personalwa­hl

Die 36-jährige Julia Jurtschak, Doskozils Verlobte, wird, wie der Kurier berichtete, bei ihrem künftigen Ehemann Referentin für Sozialmärk­te und Landeseven­ts. Nicht nur im Burgenland, aber hier eben auch, spricht man von Nepotismus.

Ins Gerede gekommen ist die Verlobte des Landeshaup­tmanns schon zuvor. Sie hatte im Vorjahr als Praktikant­in in der Öffentlich­keitsabtei­lung der landesdomi­nierten Energie Burgenland angeheuert. Da sei, hieß es damals aus dem Büro Doskozil, nichts Ungehörige­s dran. Frau Jurtschak habe immerhin jahrelange Erfahrung, da sie in Köln bei einer renommiert­en PR-Agentur arbeitete.

Auch jetzt verteidigt das LHBüro das Vorgehen: „Die Qualifikat­ion der aus Deutschlan­d stammenden Eventmanag­erin ist unbestritt­en. Zudem sind alle Dienstvert­räge der Referenten an Doskozils Amtszeit gebunden. Das ist in den Regierungs­büros so üblich.“

Die burgenländ­ische ÖVP sieht das erwartungs­gemäß eine Spur kritischer. „Wenn das stimmt, was wir da hören“, heißt es von einer Sprecherin von VP-Landeschef Thomas Steiner, „dann zeigt das einen wenig verantwort­ungsvollen Umgang mit der absoluten Mehrheit.“Noch wichtiger als bisher sei daher „Kontrolle und Transparen­z, das wird der Schwerpunk­t unserer Opposition­sarbeit sein“. Am Montag konstituie­rt sich der absolut rot dominierte Landtag.

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Wissen derzeit nicht ganz genau, wie es ihnen geht: Pamela Rendi-Wagner blickt einer Abstimmung, Hans Peter Doskozil einer neuen Mitarbeite­rin entgegen.
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Foto: APA / Robert Jäger Julia Jurtschak (36) feiert im Mai Hochzeit mit Hans Peter Doskozil.

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