Der Altlinke
Das Charisma des Mannes, der drauf und dran ist, Anführer einer Jugendbewegung zu werden, erschließt sich nicht auf den ersten Blick: 78 Jahre ist er alt, mit schlohweißem Haarkranz, hölzern im Duktus. Doch wenn Bernie Sanders – Selbstverortung: „demokratischer Sozialist“– so wie dieser Tage in Nevada eine Bühne betritt, kennen seine meist jungen Anhänger kein Halten mehr. Ihm – und nur ihm – trauen sie zu, Donald Trump aus dem Weißen Haus zu jagen. Nichts Geringeres als eine Revolution versprechen sie sich von dem Senator aus Vermont, der seit 1991 im Kongress sitzt. 2016 ist er noch knapp Hillary Clinton unterlegen.
Eine kleine Revolution ist ihm dieses Mal aber auf jeden Fall schon gelungen. Im Gegensatz zum Rest des Bewerberfelds – wo drei Viertel der Spendendollar von Großspendern stammen, meist
Konzernen also – weiß Sanders eine Graswurzelbewegung hinter sich. Der New Yorker ist der Champion der Kleinspender, 56 Prozent seiner mit knapp 109 Millionen US-Dollar gefüllten Kriegskasse stammen aus Spenden unter 200 Dollar, also aus den Geldbeuteln von „Average Joe“und „Ordinary Jane“, wie Sanders nicht müde wird zu betonen. Seit dem Caucus in Iowa, wo Pete Buttigieg den Altlinken auszubremsen vermochte, greift Sanders den jungen ExBürgermeister frontal an: Dessen Mäzene seien Millionäre, nur er selbst verstehe die Sorgen der Menschen.
Die Parole „Bernie or Bust“, also Sanders oder niemand, stellt freilich das große Fragezeichen hinter dem Phänomen Sanders dar: Immerhin 16 Prozent seiner Anhänger täten sich einer Umfrage zufolge schwer, stünde nicht Sanders im November Trump gegenüber, sondern ein anderer Demokrat.