Die Planlose
Die Geschichte der
Elizabeth Warren ist eine Geschichte der Missverständnisse. Und – Achtung, Spoiler – ein Happy End ist nicht in Sicht. Lange hat es so ausgesehen, als sei es just der 70-Jährigen gegeben, erst ihre zerrissene Partei zu kitten und dann das noch viel gespaltenere Land.
Und doch steht die Senatorin aus Massachusetts nun, nach gerade einmal zwei Vorwahlen, vor dem Scherbenhaufen ihrer Kandidatur. In Iowa wurde sie Dritte, in New Hampshire gar nur Vierte. Das Lamento, ihr als Frau würden Schwächen schlicht weniger leicht nachgesehen als einem Mann, mag zu kurz greifen. Ganz falsch ist es aber nicht. Als „herrisch“wurde Warren gescholten, „lehrerinnenhaft“lautete ein anderes, ebenso süffisantes, Adjektiv.
Die Chronik ihres angekündigten Scheiterns kommt aber nicht ohne ein Kapitel über Warrens allzu wankelmütiges Verhältnis zur Causa prima der US-Linken aus: Anstatt gleich einen eigenen Plan aus dem Hut zu zaubern, wie das reichste Land der Welt endlich allen seinen Kindern leistbare Arztbesuche ermöglichen kann, legte sich Warren für „Medicare for All“ihres Konkurrenten Sanders ins Zeug. Während der jedoch freimütig einräumte, dass es dies ohne höhere Steuern für die Mittelklasse nicht spiele, verrannte sich Warren in sumpfigem Geschwurbel – so lange bis sie im November schließlich zurückrudern musste. Warum sich die mit allen Wassern gewaschene Linke ausgerechnet am Leib- und Magenthema ihrer Zunft aufrieb, zählt zu den großen Rätseln um Elizabeth Warren.
Die meisten ihrer Geldgeber, ähnlich wie bei Sanders vor allem Kleinspender, werden sich wohl spätestens nach dem Super Tuesday im März verabschieden. Wohin, ist kein Geheimnis: zu „Bernie“.