Der Bewahrer
Kein Tag zieht ins
Land, kein Wahlkampfauftritt wird abgespult und kein Interview gegeben, ohne dass Joe Biden mit dem Namen seines früheren
Chefs hausieren geht: Barack Obama hier, Barack Obama da; der 44. Präsident der USA, sagt Biden, habe den Menschen schließlich Segen und das Land weitergebracht. Und einzig er, der 77-Jährige, der ehemalige Vizepräsident und „Bro“des ersten schwarzen Präsidenten, könne fortführen, was Obama begonnen hat.
Zurück in die Zukunft: Vor allem in afroamerikanischen Gemeinden, so hofft Biden, hat der Name Obama noch Klang. Etwa in South Carolina, wo die Demokraten am 29. Februar über den TrumpHerausforderer abstimmen und Obamas Ex-Vize in Umfragen die Nase meilenweit vorn hat – auch wenn die beiden Schlappen in den überwiegend von Weißen bewohnten Staaten Iowa und New
Hampshire Bidens Optimismus etwas gedämpft haben dürften.
So wirkt es heute beinahe grotesk, dass Trump ausgerechnet Joe Biden so sehr gefürchtet haben dürfte, dass er sich in der Ukraine um Wahlkampfmunition umsah. Das präsidiale „Anpatzen“verfehlte seine Wirkung freilich nicht: Dass Sohn Hunter im Osten Europas auf Vermittlung des Herrn Papa abcasht, stößt bei so manchem Demokraten auf wenig Verständnis. Zudem wirkt der Politveteran, der vor allem von Großspendern und Parteimitgliedern unterstützt wird, bei Auftritten erstaunlich fahrig, bisweilen auch aggressiv.
In Nevada und South Carolina muss sich Joe Bidens Wahlkampfzug jedenfalls schon gegen das Entgleisen stemmen. Will er tatsächlich Obamas Erbe bewahren, sollte er wohl schleunigst Bill Clinton zurate ziehen. Dessen Spitzname lautete nicht umsonst: Comeback Kid.