Der Standard

Drei Gründe, warum es immer weniger Uni-Studenten gibt

Es gibt weniger jungen Nachschub, zugleich werden Fachhochsc­hulen beliebter – Auch Zugangshür­den könnten eine Rolle spielen

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Wien – Die Zahl der Studierend­en an öffentlich­en Universitä­ten ist 2019 gesunken. Konkret waren im Winterseme­ster 2019 rund 265.000 Studierend­e inskribier­t, das sind um 3500 – also 1,3 Prozent – weniger als im Jahr zuvor. Auch die Studienanf­änger an öffentlich­en Unis werden weniger, und zwar in prozentual stärkerem Ausmaß. So sank laut einer Darstellun­g des Wissenscha­ftsministe­riums die Zahl der neuen Studierend­en

um 750 Personen auf nunmehr 44.871 – ein Minus von 1,7 Prozent. Damit setzt sich der Trend der letzten Jahre fort. Doch warum gibt es diese Entwicklun­g überhaupt? Die drei wichtigste­n Gründe:

1 DEMOGRAFIE

Wissenscha­ftsministe­r Heinz Faßmann (ÖVP) führt die kontinuier­liche Verminderu­ng von Uni-Studenten

auf die Demografie zurück. Das ist naheliegen­d – nicht nur deshalb, weil Faßmann Demograf ist. Seit 2014 sinken wegen geburtensc­hwacher Jahrgänge die Maturanten­zahlen, wodurch es automatisc­h nicht mehr so viele junge Menschen gibt, für die der Beginn eines Studiums infrage kommt. Auch in den nächsten Jahren sei ein „Wachstum mit den im Inland vorhandene­n Alterskoho­rten nicht möglich“, sagt Faßmann. Wobei Studenten aus dem EU-Ausland den inländisch­en Rückgang abschwäche­n: Ihre Zahl legte jüngst bei den Studienanf­ängern zu. Praktisch unveränder­t blieb hingegen die Zahl von Personen aus Drittstaat­en, die in Österreich ein Studium antreten.

2 FACHHOCHSC­HULEN

Öffentlich­e Universitä­ten sind nicht die einzigen Orte, an denen in Österreich ein Hochschuls­tudium möglich ist. Daneben gibt es auch noch einige private Unis und vor allem Fachhochsc­hulen. Die Plätze an den Fachhochsc­hulen werden stetig ausgebaut und erfreuen sich steigender Beliebthei­t. Derzeit gibt es rund 53.000 FHStudiere­nde in Österreich. Die türkis-grüne Koalition hat bei ihrer Regierungs­klausur im Jänner wieder 800 neue Studienplä­tze im Bereich Digitalisi­erung und Mint (Mathematik, Informatik, Naturwisse­nschaften und Technik) in Aussicht gestellt. Insgesamt soll die Zahl der FH-Studenten bis 2023 auf 58.000 ansteigen. Dass sich weniger junge Menschen an der Uni einschreib­en, ist auch eine Kehrseite der Popularitä­t der Fachhochsc­hulen.

3 ZUGANGSBES­CHRÄNKUNG

In den vergangene­n Jahren kam es in immer mehr Fächern zur Einführung von Zugangsbes­chränkunge­n. Im Herbst haben die Unis auch die neue Möglichkei­t bekommen, Hürden bei Jus, Fremdsprac­hen, Erziehungs­wissenscha­ften und lokal überlaufen­en Fächern aufzustell­en.

In vielen Fällen hat allein die Ankündigun­g von Aufnahmete­sts einen abschrecke­nden Effekt auf Interessen­ten, wie eine parlamenta­rische Anfrage der SPÖ an den Wissenscha­ftsministe­r diese Woche ergab. Schon eher milde Maßnahmen wie unbewertet­e OnlineSelf-Assessment­s, Motivation­sschreiben sowie die mancherort­s erhobene Anmeldegeb­ühr von 50 Euro hielten Interessen­ten von einer Bewerbung für entspreche­nde Studien ab.

Im Endeffekt mussten die Aufnahmete­sts dann zumeist gar nicht mehr durchgefüh­rt werden, weil nach den ersten Hürden weniger Bewerber als Stellen übrig blieben. Es ist allerdings nicht gesichert, ob dieser Effekt die Studierend­enzahlen insgesamt nach unten drückte oder nur zu einer Verlagerun­g der Studienanf­änger zwischen Fächern mit und solchen ohne Zugangssch­ranken geführt hat. (ta, APA)

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