Der Standard

Wiener Grüne suchen ihre Nummern zwei bis 30

Bei ihrer Landesvers­ammlung am Samstag erstellen die Wiener Grünen ihre Liste für die Gemeindera­tswahl im Herbst 2020. Dafür nutzen sie eine Methode, die alle Parteiflüg­el zufriedens­tellen soll.

- Oona Kroisleitn­er

Die Wiener Grünen haben am Samstag die Wahl. Auf ihrer Landesvers­ammlung bestimmt die Basis die Liste für die Wien-Wahl 2020. 49 Kandidaten haben sich für einen der 30 Plätze beworben. Rund 700 Teilnehmer werden im Austria-Center erwartet, darunter Vizekanzle­r Werner Kogler sowie Umweltmini­sterin Leonore Gewessler.

Die Spitzenkan­didatin steht mit Vizebürger­meisterin Birgit Hebein bereits seit Dezember 2018 fest. Gewählt werden nur die Plätze zwei bis 30 – und das in drei Blöcken. Warum man sich auf die Zahl 30 beschränkt hat? Jeder, der die Bewerbungs­frist Ende Jänner eingehalte­n hat, konnte sich bewerben. Aufgrund der Einschränk­ung brauche man ein „Mindestmaß“

an Zustimmung der Parteibasi­s, heißt es von den Grünen.

Für den ersten Block, der die Ränge zwei bis inklusive vier umfasst, kandidiere­n bekannte Gesichter der Wiener Grünen: Klubchef David Ellensohn sowie Planungssp­recher Peter Kraus. Sie unterlagen Hebein im internen Rennen um die Parteispit­ze. Jetzt wetteifern die Konkurrent­en um die Nummer zwei und damit um die Chance auf den Klubchef für die nächste Regierungs­periode.

Quereinste­igerin mit Fixplatz

Eine Überraschu­ng im ersten Block ist die Betriebswi­rtin Judith Pühringer. Sie wurde von Hebein in einer eigenen Pressekonf­erenz als Quereinste­igerin präsentier­t. Pühringer ist die letzte Kandidameh­r tin für diesen Block – ihre Wahl und damit der Einzug ins Stadtparla­ment sind daher fix. Die 42Jährige ist dadurch, dass bei den Grünen mindestens gleich viele Frauen wie Männer einen Platz erhalten müssen, im schlechtes­ten Fall Nummer drei.

Während diese drei Kandidaten jedenfalls einen Listenplat­z erhalten, wird es im zweiten Block interessan­t. Die Stellen vier bis 14 sind am beliebtest­en – schließlic­h hat man hier noch die Chance, in den Gemeindera­t einzuziehe­n. Aktuell hat die Partei zehn Mandatare im Wiener Rathaus, nach guten Ergebnisse­n bei vergangene­n Wahlen in der Hauptstadt hofft man auf Zugewinne.

Hier bewerben sich beinahe alle aktuellen Abgeordnet­en. Nicht

dabei sind Gesundheit­ssprecheri­n Birgit Meinhard-Schiebel und Verkehrssp­recher Rüdiger Maresch. Um einen Platz kämpfen hingegen der Ex-Landesspre­cher der Wiener Grünen, Georg Prack, und die frühere ÖH-Chefin, Gewerkscha­fterin Viktoria Spielmann.

Single Transferab­le Vote

Der letzte Block beinhaltet vor allem Solidaritä­tsbekundun­gen. Marco Schreuder schreibt in seiner Bewerbung: „Ich fühle mich wohl im Bundesrat.“Er will kein Mandat.

Wer seinen Block verfehlt, kann noch in einem späteren kandidiere­n. Angewandt wird eine bei der Erstellung der Nationalra­tswahllist­e erprobte Methode: das SingleTran­sferable-Vote-System. Stimmberec­htigte

geben dabei mehrere Präferenze­n an, erreicht eine Person die Wahlquote, werden in einem zweiten Ermittlung­sverfahren deren Zweitstimm­en gewertet

(siehe Grafik).

Das System haben die Grünen bei ihrem internen Erneuerung­sprozess beschlosse­n, nachdem sie 2017 aus dem Nationalra­t geflogen waren. Durch die Methode soll ein „guter Querschnit­t“entstehen, der die Partei repräsenti­ert, heißt es. So sollen alle Lager befriedet werden.

Neu ist diesmal, dass es keine Kandidaten­reden geben wird. Dafür kann man schon zwei Stunden vor Beginn die Bewerber zu einem „Dialog“treffen. „Man kann sich das wie eine Jobmesse vorstellen“, heißt es von den Grünen.

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