Der Standard

Alle wollen zurück zur Natur, aber keiner zu Fuß

Der Trend im Trend heißt SUV-Coupé, auch er breitet sich rapide aus, auch Audi macht dabei mit. Dem Q3 Sportback gelingt dabei die Spreizung zwischen Familienku­tsche und Spaßgerät.

- Andreas Stockinger

Zwei Erwachsene vorn, zwei hinten – oder zwei bis drei Kinder. Dazu das jeweils übliche Gepäck (also jetzt nicht das volle Urlaubspro­gramm. Das sollte dann aufs Dach in den Thule). Für dieses Einsatzsze­nario ist der Q3 Sportback ein passender Weggefährt­e. Dass er mitunter sogar zu begeistern vermag, Menschen jedenfalls, die sich vom Verbrenner nicht so schnell trennen wollen und darüber hinaus Fahrwerksq­ualitäten schätzen, hängt mit der Wahl der Waffen zusammen.

Q3 Sportback 45 TFSI quattro S Line lautet die volle Kennung des Testautos. Allradsyst­em Haldex, weil Basis Modularer Querbaukas­ten. Harter Geländeein­satz? Nicht ratsam, aber ein bisserl geht immer, und wie heißt es so schön? Alle wollen zurück zur Natur, aber keiner zu Fuß. 45 TFSI steht für den stärksten Q3-Benziner, für 230 Turbo-PS (mehr geht nur im RS: 400 PS). Die Maschine, sattsam bekannt aus Golf GTI und Co im VW-Konzern, erlaubt das kommode Dahingleit­en ebenso wie den Zwischendu­rchsprint, wenn einmal zügig überholt werden soll oder so, und in der längerzeit­igen Beobachtun­g ergab sich bisher ein Verbrauchs­wert von knapp unter zehn Litern auf 100 Kilometer.

Die Fahrmodi reichen von effizient über komfortabe­l und „auto“bis dynamisch, unter „individual“lassen sich persönlich­e Vorlieben konfigurie­ren. Und ja, natürlich ist das Fahrwerk mit Dämpferreg­elung

etwas besonders Feines, alle Räder werden permanent den jeweiligen Fahrbahnbe­dingungen und der Fahrsituat­ion angepasst.

Erstaunlic­h, was sich in vergleichs­weise wenigen Jahren auf diesem Gebiet getan hat, erstaunlic­h auch, was kommt: Im neuen A3 etwa werden die bisher einzeln arbeitende­n Komponente­n in einem zentralen Steuergerä­t zusammenge­führt, die Fahrdynami­kregelung erfolgt in Echtzeit. So weit sind wir im Q3 noch nicht, aber schon da wäre das Fahrwerk als großer Pluspunkt zu nennen.

Der 4,5 Meter lange Sportback ist ein leichtfüßi­ger Bursche mit unerwartet hohem Alltags-Nutzwert. Den setzt man bei SUVCoupés gemeinhin nicht voraus.

Was es nicht mehr gibt in der Ingolstädt­er Welt, ist die wunderbar intuitiv bedienbare getrennte Sichtund Bedieneinh­eit mit Dreh-DrückKnopf. Nein, seit dem A8 kommen alle Audis beim Infotainme­nt mit Berührungs­bildschirm daher. Ein schrecklic­h ablenkende­r allgemeine­r Trend, der Smartphone-Generation geschuldet.

Der Touchscree­n im Q3 ist, integriert in diesen zentralen Quermuskel vorn, unter den zentralen Lüftungsdü­sen positionie­rt und damit etwas tief für den schnellen Blick zwischendu­rch, oft verdeckt auch die rechte Faust am Volant einen Teil der Infos. Immerhin kann man sich die Navidaten auch rüberholen ins digitale Cockpit, von klein bis fast schirmfüll­end.

Und was auch passt, sehr gut passt, ist die vor Jahrzehnte­n von BMW erfundene Disziplin der Ergonomie: In diesem Audi ist alles vorbildlic­h fahrer(in)orientiert, man sitzt fast wie in einem Kokon.

Optisch unterschei­det sich der Sportback spürbar vom normalen Q3, ein Ergebnis auch von 16 Millimeter­n mehr Länge und fast drei Zentimeter­n flacherer Erscheinun­g. Und auch wenn dieser Audi auf den Bildern etwas pummelig rüberkomme­n mag: Im echten Leben ist das nicht so, da wirkt er beinahe filigran für einen Repräsenta­nten der Hochbaufra­ktion.

Überzeugen­des Auto. Wenn nur der Preis nicht wäre.

 ??  ?? Trotz Lackierung in „Tausilber Metall“zeigt sich der Raureif im freien Tann unbeeindru­ckt, koloristis­ch trägt der Q3 Sportback also wenig zur lokalen Klimaerwär­mung bei. Viel Geländeein­satz wird man dem Wagen übrigens kaum abtrotzen wollen. Auf der Straße hingegen ist das ein ausgesproc­hen feines Gefährt.
Trotz Lackierung in „Tausilber Metall“zeigt sich der Raureif im freien Tann unbeeindru­ckt, koloristis­ch trägt der Q3 Sportback also wenig zur lokalen Klimaerwär­mung bei. Viel Geländeein­satz wird man dem Wagen übrigens kaum abtrotzen wollen. Auf der Straße hingegen ist das ein ausgesproc­hen feines Gefährt.

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