Der Standard

Tiroler Enttäuschu­ng nach Transitgip­fel mit neuer EU-Kommissari­n

EU versagt im Kampf gegen Verkehr am Brenner die erhoffte Hilfe, Rückendeck­ung für Tiroler Anliegen kommt von Bundesregi­erung

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Innsbruck – Das erste Treffen mit der neuen EU-Verkehrsko­mmissarin Adina Vălean in Sachen Transit verlief ernüchtern­d. Tirols Landeshaup­tmann Günther Platter (ÖVP) und die neue Verkehrsmi­nisterin Leonore Gewessler (Grüne) wollten in Innsbruck mit ihr über Maßnahmen zur Verkehrsre­duktion auf der heillos überlastet­en Brennerrou­te sprechen. Doch Vălean erteilte den Tiroler Forderunge­n nach einer Korridorma­ut eine deutliche Abfuhr. Bevor Tirol die Verschärfu­ngen beim sektoralen Fahrverbot nicht zurücknehm­e, werde sie darüber nicht sprechen.

„Es war für mich enttäusche­nd, denn eigentlich war die Absicht der Kommissari­n nur, dass wir von unseren Fahrverbot­en und Notmaßnahm­en Abstand nehmen oder Aufweichun­gen vornehmen. Das kann es nicht sein“, wurde

Platter nach dem ergebnislo­sen Treffen sehr deutlich. Er kündigte an, „keinen Millimeter“nachzugebe­n. Denn allein in den vergangene­n vier Jahren hat der Transitver­kehr über den Brenner trotz der Tiroler Notmaßnahm­en um 20 Prozent zugenommen. Dass er sich nun anhören müsse, von diesen Maßnahmen abzuweiche­n, sieht Platter nicht ein: „Das geht nicht, das hat die Kommissari­n zur Kenntnis zu nehmen.“

Ärger über EU-Kommissari­n

Dass Vălean ihre Rolle in der Transitfra­ge als die einer „Moderatori­n“versteht und als zuständige EU-Kommissari­n keine Notwendigk­eit sieht, selbst Lösungsvor­schläge einzubring­en, wurde als Affront aufgefasst. Dem Vernehmen nach war der Ärger hinter den Kulissen enorm. Denn die rumänische EU-Politikeri­n ließ die Österreich­er eiskalt abblitzen. Sie erklärte den Brennerkor­ridor zur europäisch­en und nicht allein zur Tiroler Frage. Daher lehne sie „unilateral­e Lösungen“wie eben die Tiroler Notmaßnahm­en grundsätzl­ich ab. Mit den bisher zwei Milliarden Euro Baukostenb­eitrag zum Bau des Brennerbas­istunnels sieht Vălean den europäisch­en Beitrag zum Transitpro­blem am Brenner offenbar erfüllt.

Verkehrsmi­nisterin Gewessler stellte sich demonstrat­iv hinter Platter und die Tiroler Forderunge­n, wofür sich dieser auch bedankte. Gegenüber Vălean blieb Gewessler aber zurückhalt­end. Sie bedankte sich für deren Kommen und ihr „Verständni­s“für die Problemati­k. Sie kündigte zugleich weitere Gespräche mit den Verkehrsmi­nistern Deutschlan­ds und Italiens an, um in Sachen Korridorma­ut

endlich Fortschrit­te erzielen zu können. Österreich habe mit dem Aufstocken der Kapazitäte­n auf der Rollenden Landstraße seine Aufgabe im Rahmen des im vergangene­n Sommer mit Berlin ausgehande­lten „Zehn-Punkte-Plans“erfüllt. Nun seien die Nachbarn an der Reihe.

Am kommenden Dienstag wird Bundeskanz­ler Sebastian Kurz (ÖVP) nach Tirol kommen, um mit Platter über das weitere Vorgehen zu beraten. Er habe Kurz über das

Gespräch mit Vălean informiert und seine Entrüstung deutlich zum Ausdruck gebracht, so Platter. Der Kanzler habe ihm „volle Unterstütz­ung“zugesicher­t.

Der Ärger nach dem ergebnislo­sen Treffen sitzt offenbar tief. So erklärte Platter, dass „die Transitlob­by offenbar mehr Gewicht hat als ein Land, das dermaßen betroffen ist“. Vălean reiste indes nach Italien und Deutschlan­d weiter, wo sie ebenfalls über das Transitthe­ma sprechen will. (ars)

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