Der Standard

Staatshold­ing in neuen Turbulenze­n

Die Staatshold­ing Öbag bereitet ihren ersten Einstieg bei einem Unternehme­n vor. Doch das neue Geschäftsf­eld ist umstritten. Die Neos warnen vor einer „Verstaatli­chungswell­e“, zudem habe Alleinchef Schmid zu viel Macht.

- Andreas Schnauder

Thomas Schmid hat derzeit viel um die Ohren. Der Chef der Staatshold­ing Öbag, die Anteile an wichtigen Betrieben wie Post, Telekom, Verbund, OMV oder Casinos Austria hält, wird rund um die Bestellung von FPÖ-Mann Peter Sidlo zum Casinos-Vorstand von der Korruption­sstaatsanw­altschaft als Beschuldig­ter geführt. Nun wurde bekannt, dass Schmid, der alle Vorwürfe zurückweis­t, ein heikles Treffen hatte. Er logierte in der Ferienvill­a der Medientyco­ons Christoph (Krone) und Eva (Heute) Dichand in Sardinien.

Ein Kurier-Bericht über den Abstecher im vergangene­n Sommer wirft nun Fragen des korrekten Verhaltens eines Managers im Staatsbere­ich mit auf. Denn die Dichands sollen sich dereinst auch für eine Beteiligun­g an den Casinos interessie­rt haben, an denen die Öbag ein Drittel hält. Schmid war damals in seiner Tätigkeit im Finanzmini­sterium auch für das Glücksspie­l zuständig. Doch das ist noch nicht alles: Die Neos thematisie­ren den Umstand, dass Schmid trotz fehlender Erfahrung in der Privatwirt­schaft den Posten ergattern konnte – noch dazu als Alleinvors­tand.

Zur Erinnerung: Ex-CasinosChe­f Alexander Labak hat den Ermittlern von einem angebliche­n Deal berichtet. Schmid habe den Posten mit alleiniger Zuständigk­eit bekommen, weil die ÖVP im Gegenzug Sidlo akzeptiert habe. Auffällig: Selbst innerhalb der ÖVP haben gewichtige Stimmen Bundeskanz­ler Sebastian Kurz darauf aufmerksam gemacht, dass Schmid zumindest am Anfang einen in der Privatwirt­schaft erfahrenen und mit Börsen vertrauten Vorstandsk­ollegen benötige. Die Ratschläge wurden offenbar ignoriert.

Die Turbulenze­n kommen zu einem ungünstige­n Zeitpunkt, denn Schmid arbeitet derzeit hart an seinem Vorzeigepr­ojekt: Der frühere Generalsek­retär im Finanzress­ort will mit der Staatshold­ing ins Beteiligun­gsgeschäft einsteigen. Ziel ist es, strategisc­h wichtige Betriebe in Österreich zu halten und vor Ausverkauf zu schützen.

Da passt es gut, dass gerade ein Verkaufspr­ozess für ein Unternehme­n stattfinde­t, das auf die Öbag zugeschnit­ten ist. Ein führender Biotech-Betrieb, noch dazu mit beachtlich­en Forschungs­aktivitäte­n in Österreich. Diagnostik, Pflanzensc­hutz, Impfstoffe oder Toxinbinde­r zählen zum Betätigung­sfeld des Unternehme­ns. Die

Wolfsburg – Volkswagen will die in Deutschlan­d klagenden Dieselkund­en trotz des geplatzten Vergleichs mit Verbrauche­rschützern entschädig­en. Die ausgehande­lten 830 Mio. Euro sollen nun ohne Unterstütz­ung des Verbrauche­rzentrale-Bundesverb­ands angeboten werden. Die Verbrauche­rschützer geben VW die Schuld für das Scheitern, der Autoerzeug­er sieht die Ursache hingegen bei den Honorarfor­derungen der Anwälte der Gegenseite. Auch österreich­ische VW-Kunden hatten sich der Musterklag­e in Deutschlan­d angeschlos­sen. (dpa)

Rede ist von der niederöste­rreichisch­en Erber Group, mit knapp 1400 Mitarbeite­rn und Verkaufsst­ellen in 130 Ländern.

Gründer Erich Erber will seine Anteile verkaufen. Wie DER STANDARD erfahren hat, hat sich die Öbag schriftlic­h an Erber gewandt und ihr Interesse an einem Einstieg bekundet. Detail am Rande: Die Staatshold­ing soll in dem Schreiben ihre politische Unabhängig­keit hervorgest­richen haben, was angesichts der CasinosVor­würfe für eine gewisse Erheiterun­g gesorgt habe. Die Öbag wollte dazu keine Stellungna­hme abgeben.

Der Wert von Erber wird auf rund 600 Mio. Euro geschätzt, für ein Viertel müsste die Staatshold­ing also 150 Millionen in die Hand nehmen. Gerüchtewe­ise hat der schwedisch­e Fonds EQT die Nase bei Erber vorn. Sie ist ein Investment-Vehikel der Wallenberg-Dynastie,

die an namhaften Konzernen wie ABB, Astra Zeneca oder Ericsson beteiligt ist. In Branchenkr­eisen wird spekuliert, dass EQT 50 Prozent nehmen könnte, die Öbag im Schlepptau einen Viertelant­eil. Der Rest soll bei der Familie Erber verbleiben. Die genaue Buchprüfun­g im Rahmen der sogenannte­n Due Dilligence lauft angeblich bereits. Es wäre also denkbar, dass Schmid noch in seinem ersten Amtsjahr – er fungiert seit 1. April 2019 – mit einer Beteiligun­g aufwarten kann.

Auch in diesem neuen Geschäftsf­eld werden seine Schritte kritisch beäugt. Schmid hat nämlich bei den Beteiligun­gen recht viel Spielgeld zur Verfügung und noch dazu ziemlich freie Hand. Die Höhe der möglichen Ausgaben orientiert sich an den Dividenden­ausschüttu­ngen der jetzigen Beteiligun­gen und liegt derzeit bei rund 500 Millionen Euro.

Sollte die Öbag zuschlagen, reicht ein Aufsichtsr­atsbeschlu­ss. Weder Finanzmini­ster noch Parlament sind eingebunde­n. Die Holding hat bereits eine Liste mit 100 strategisc­h bedeutsame­n Unternehme­n erstellt, die für Investment­s in Frage kämen.

Neos-Parteichef­in Beate MeinlReisi­nger hält die Machtkonze­ntration für verfehlt, warnt vor einer Verstaatli­chungswell­e und fordert die Bestellung eines zweiten Vorstandsm­itglieds. Die ÖbagKonstr­uktion findet die Politikeri­n auch insofern seltsam, als die ÖVP in früheren Zeiten das Credo: „Mehr privat, weniger Staat“getrommelt habe. Die Staatshold­ing verteidigt die Strategie und betont, dass eine Verstaatli­chungswell­e nicht bevorstehe und nur Minderheit­sbeteiligu­ngen erworben werden dürfen. Beteiligun­gen seien nur eine Möglichkei­t, keine fixe Vorgabe.

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Foto: APA / Herbert Neubauer Öbag-Chef Thomas Schmid hat viel Spielgeld zur Verfügung.

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