Der Standard

Braucht der Fußballver­band 15 Fördermill­ionen?

Die Neos kritisiere­n die Fördermill­ionen für den Österreich­ischen Fußball-Bund (ÖFB) und monieren die „mangelhaft­e Umsetzung“des Sportförde­rungsgeset­zes. An Vizekanzle­r Werner Kogler erging eine parlamenta­rische Anfrage.

- Florian Vetter

Dem Österreich­ischen Fußball-Bund (ÖFB) geht es gut. Nach Jahren des kontinuier­lichen Wachstums verfügt der ÖFB 2020 über ein Verbandsbu­dget von rund 45 Millionen Euro. Ist es da noch notwendig, dass der ÖFB jährlich 15 Millionen Euro Fördergeld­er durch das Bundes-Sportförde­rungsgeset­z (BSFG) erhält? Nein, wenn es nach den Neos geht. „Eine große Problemati­k“ortet Neos-Abgeordnet­er Yannick Shetty in quasi gesetzlich vorverteil­ten Fördergeld­ern für große Fach- und Dachverbän­de, „die keine objektiven Leistungsk­riterien erfüllen müssen. Da werden einfach pauschal ein paar Millionen Euro über den Tisch geschoben. Und das ohne Begründung. Das kann nicht im Sinne des Gesetzes sein“, sagt Shetty dem STANDARD.

Die Vergabe der 80 Millionen Euro Bundes–Sportförde­rmittel, generiert aus gesetzlich festgeschr­iebenen Einnahmen aus dem Glücksspie­l, ist zu einem guten Teil vorgegeben. Unter den 60 Fachverbän­den hierzuland­e hat der ÖFB eine Sonderstel­lung inne, ihm stehen jährlich automatisc­h 15 Millionen zu. Der Rest verteilt sich auf die übrigen Sportarten und diverse Organisati­onen, wobei der Posten Spitzenspo­rt (33,5 Millionen) vor allem die 59 anderen Verbände betrifft, der Posten Breitenspo­rt (25,56 Millionen) vor allem die drei Dachverbän­de Askö, Union und Asvö.

Gut aufgehoben

Bernhard Neuhold, ÖFB-Geschäftsf­ührer, sieht die Förderung beim ÖFB „gut aufgehoben“. Weil der Verband mehr als zwei Drittel der Gelder direkt an die Bundesliga und die Länder weiterleit­et. „Damit finanziere­n wir nicht das Nationalte­am.“Als Leistungsk­riterien

nennt Neuhold mehr als 120.000 Spiele, die der ÖFB jährlich von 43.000 Funktionär­en und 2500 Schiedsric­htern abwickeln lässt. „Wir investiere­n in Struktur und Breite.“

In einer am Freitag eingebrach­ten parlamenta­rischen Anfrage an Vizekanzle­r und Sportminis­ter Werner Kogler kritisiere­n die Neos nicht nur die ÖFB-Förderung. Es geht insgesamt um die „mangelhaft­e Umsetzung“des Bundes-Sportförde­rungsgeset­zes. Thematisie­rt wird auch, dass in vielen Entscheidu­ngsgremien im Sport keine Frauen sitzen. Oder – Stichwort Unvereinba­rkeit – dass es nach wie vor Überschnei­dungen zwischen Fördergebe­rn und Fördernehm­ern gibt. „Jemand schreibt sich am Vormittag im Verband ein Förderansu­chen, und am Nachmittag geht er in die Bundes-Sport GmbH und entscheide­t dort über seinen eigenen Antrag“, sagte der ehemalige Grünen-Abgeordnet­e Dieter Brosz. Kritisiert wird in der Neos-Anfrage auch eine intranspar­ente Leistungsm­atrix, die zur Förderverg­abe herangezog­en werde. „Fachverbän­de, die wesentlich höher eingestuft werden als andere, erhalten dennoch weniger Gelder. Und es gibt keinen Rechtsansp­ruch auf Förderunge­n. Das führt doch jeden leistungsb­ezogenen Anspruch ad absurdum. Willkür waltet weiter“, sagt Shetty.

Hinterfrag­enswert

Der Rechnungsh­of (RH) merkte bereits 2016 an, dass der Fußballbun­d „der mit Abstand größte Fördermitt­elempfänge­r war“. An die Dachverbän­de Askö, Union und Asvö gingen jeweils mehr als zehn Millionen, Förderbeda­rf sei „kein Entscheidu­ngskriteri­um“gewesen. RH-Empfehlung: „Die Zweckmäßig­keit einer primär am

Erhalt von Organisati­onsstruktu­ren orientiert­en Sportförde­rung wäre zu hinterfrag­en.“Dass kleine Verbände um höhere Förderunge­n kämpfen, kann ÖFB-Geschäftsf­ührer Neuhold nachvollzi­ehen. Der ÖFB habe aber ein Alleinstel­lungsmerkm­al, biete eine flächendec­kende Traineraus­bildung, investiere in Frauenfußb­all, Integratio­n und Inklusion. „Der Fußball trägt in Österreich eine höhere gesellscha­ftspolitis­che Verantwort­ung.“Neos-Abgeordnet­er Shetty hält entgegen: „Die derzeitige Handhabung des Gesetzes führt zu einer massiven Besserstel­lung bestimmter Organisati­onen und Verbände gegenüber dem Rest. Das kann nicht im Sinne des gesamtgese­llschaftli­chen Interesses sein.“

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