Der Standard

Wahlkampf der Superreich­en

Ein Duell zwischen Trump und Bloomberg wäre heikel, aber nicht undemokrat­isch

- Gerald Schubert

Kritik an seiner Amtsführun­g wischt US-Präsident Donald Trump meist kaltschnäu­zig vom Tisch. Wer seine politische­n Leistungen weniger großartig findet als er selbst, wird rasch einmal Trottel oder Abschaum genannt. Dünnhäutig­er ist Trump, wenn jemand seinen Reichtum relativier­t. Einen Journalist­en, der es einst gewagt hatte, ihn als Multimilli­onär statt als Milliardär zu bezeichnen, wollte er – lange vor seiner Amtszeit – sogar vor Gericht zerren. Die Klage wurde abgewiesen.

Gut möglich also, dass im Kampf ums Weiße Haus ein eventuelle­s Duell gegen den New Yorker Ex-Bürgermeis­ter Michael Bloomberg gehörig an Trumps Ego kratzen würde. Das Vermögen Bloombergs, der sich in der Demokratis­chen Partei für eine Kandidatur bewirbt, wird von der Zeitschrif­t Forbes auf knapp 62 Milliarden Dollar (mehr als 57 Milliarden Euro) geschätzt – und ist demnach zwanzigmal so groß wie jenes von Trump.

Steinreich sind freilich beide. Bloomberg hat sich an den bisherigen Vorwahlen dennoch nicht beteiligt und will erst am sogenannte­n Super Tuesday Anfang März in den Ring steigen. Sollte seine Taktik aufgehen und er sich vom unverbrauc­hten Spätstarte­r zum finalen Kontrahent­en Trumps mausern, wäre der US-Wahlkampf jenseits aller Sachthemen von einer Grundfrage begleitet: Ist das noch Demokratie? Oder muss man nicht längst von einer Plutokrati­e reden, in der nur Superreich­e zum Zug kommen, die ihre teuren Kampagnen aus der Portokasse E bezahlen können? in Teil der Antwort muss lauten: Selbstvers­tändlich haben auch die Vermögende­n das Recht, bei Wahlen zu kandidiere­n. Alles andere wäre das Gegenteil von demokratis­ch. Der linke Bewerber Bernie Sanders hat dennoch einen Punkt, wenn er gegen jene wettert, die sich ihre Kandidatur einfach kaufen würden. Sein Argument ist aber politische­r Natur. Es zielt nicht auf den Ausschluss reicher Kontrahent­en ab, sondern auf die Betonung seiner sozialisti­schen Ideale.

Wenn Milliardär­e zu den Schalthebe­ln der Macht streben, dann können und sollen demokratis­che Gesellscha­ften sie nicht daran hindern. Sie müssen sie aber mit Argusaugen dabei beobachten, denn die Versuchung­en des Missbrauch­s sind vielfältig. Das gilt nicht nur für die USA. In Italien etwa sicherte sich der Medienmogu­l Silvio Berlusconi, notorisch mit der Justiz in Konflikt, durch seinen selbstfina­nzierten Gang in die Politik Macht und Einfluss. In Tschechien wiederum steht der Milliardär – und Regierungs­chef – Andrej Babiš unter Druck. Kritiker werfen ihm eigennützi­gen Umgang mit Geldern aus EU-Fonds vor.

Die Erinnerung an den irrlichter­nden Ausflug Frank Stronachs in die politische­n Gefilde Österreich­s gibt eine Ahnung davon, was alles möglich ist: Zwar hat es Stronach geschafft, einen erfolgreic­hen Wahlkampf zu finanziere­n, in dem er als Antipoliti­ker

Politikver­drossene ansprach. Dass er aber bald wieder in der Versenkung verschwand, zeugt immerhin von demokratis­chen Selbstheil­ungskräfte­n.

In den USA gewann Trump 2016 auf ähnliche Art. Ob es ihm erneut gelingt, wird nicht nur vom Geld abhängen – egal, gegen wen er letztlich antritt. Seine Lieblingsw­affe Twitter etwa ist quasi kostenfrei und entpuppt sich dennoch als gefährlich in vielerlei Hinsicht. Ein Duell der weißen New Yorker Milliardär­e wäre vielleicht ein Problem für die Vielfalt der US-Demokratie – bei einiger ziviler Wachsamkei­t aber sicher nicht ihr Ende.

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