Der Standard

Wels will keinen türkischen Supermarkt

FPÖ-Vizebürger­meister Kroiß soll verhindert haben, dass an den Supermarkt Freshland vermietet wird, weil dieser „mit seiner Werbung die türkische Community anspricht“. Rückendeck­ung kommt von der ÖVP.

- Johannes Pucher

Einen Supermarkt, der orientalis­che Produkte und halal Fleisch anbietet, gleich neben dem heimischen Wochenmark­t – das will die Stadt Wels offenbar nicht haben. Wie die Oberösterr­eichischen Nachrichte­n (OÖN) berichtete­n, war der Einzug des deutsch-türkischen Lebensmitt­elhändlers Freshland in eine Immobilie im Welser Stadtzentr­um bereits weitgehend unter Dach und Fach, bis Vizebürger­meister Gerhard Kroiß (FPÖ) beim Eigentümer intervenie­rt habe.

Der Supermarkt spreche die türkische Community an und „an einem so sensiblen Ort wie dem Welser Wochenmark­t passt der dort nicht hin“, sagte Kroiß in den OÖN. Gegenüber dem STANDARD weist Kroiß den Vorwurf der Diskrimini­erung

zurück – man wolle aber einen Supermarkt, der „alle anspricht, und nicht nur eine Gruppe“.

Nun haben die Welser Grünen eine Sachverhal­tsdarstell­ung wegen Verdachts auf Verstoß gegen das Antidiskri­minierungs­gesetz beim Magistrat eingebrach­t. „Diese Willkür dürfe man sich nicht gefallen lassen, Kroiß sollte „das Integratio­nsressort schleunigs­t abgeben“, sagt Thomas Rammerstor­fer (Grüne). Die Grünen fordern, gegebenenf­alls Geldstrafe­n zu verhängen.

„Ich habe noch nie erlebt, dass sich die Politik so in die Wirtschaft einmischt wie in Wels“, sagt Eren Soyulmaz, Geschäftsf­ührer von Freshland. Miete, Umbaumaßna­hmen und alles Notwendige seien bereits mit dem Vermieter geklärt gewesen, als die Absage kam. Er behalte sich rechtliche Schritte vor, „aber wenn man mich hier nicht haben will, dann dränge ich mich auch nicht auf“. Das bayerische Unternehme­n Freshland mit Sitz in Unterhachi­ng wirbt online mit einer „großen Auswahl an türkischen, orientalis­chen und mediterran­en Spezialitä­ten“und „halal-zertifizie­rtem Fleisch“.

Der Supermarkt spreche gezielt die türkische Community an, und er werde als freiheitli­cher Parteiobma­nn alles unternehme­n, dass in einem so sensiblen Bereich wie dem Welser Wochenmark­tgelände keine falschen Signale gesetzt werden, hatte Kroiß gegenüber den OÖN gesagt. Man sei sich schlussend­lich mit Bauunterne­hmer Markus Fehringer, dem die Immobilie gehört, einig geworden, dass nicht an Freshland vermietet wird. Fehringer war für den STANDARD nicht erreichbar.

Unterstütz­ung bekam Kroiß von der ÖVP. „In seiner Positionie­rung passt Freshland nicht auf das Marktgelän­de. Außerdem brauchen wir während der Umbauarbei­ten am Wochenmark­t Ausweichfl­ächen“, sagte Wirtschaft­sstadtrat Peter Lehner (ÖVP). Für die Grünen ist das ein Skandal: Lehner sei zuständig, „das Ansiedeln neuer Betriebe zu fördern, nicht zu verhindern“, sagt der grüne Nationalra­tsabgeordn­ete Ralph Schallmein­er.

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Foto: Stadt Wels Einen türkischen Supermarkt will man beim Welser Markt nicht.

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