Der Standard

Heftiger Schlagabta­usch um Konzernste­uern

SPÖ und Arbeitnehm­ervertrete­r wollen strengere Bestimmung­en – Wirtschaft reagiert empört auf „Verunglimp­fungen“

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Wien – Angesichts einer neuen Studie über Gewinnvers­chiebung von Konzernen haben SPÖ- und ÖGB-Vertreter die Regierung kritisiert. Laut der Studie der Universitä­t Groningen für das Momentum-Institut entgingen dem Fiskus 2018 – wie berichtet – 1,3 Mrd. Euro an Gewinnsteu­ern. Die Regierung wolle nun die Unternehme­n noch mit 1,4 Mrd. Euro KöStSenkun­g belohnen, empört sich SPÖ-Finanzspre­cher Jan Krainer.

Durch die geplante Körperscha­ftssteuer-Senkung würden die Unternehme­n jedes Jahr 1,6 Mrd. Euro weniger Steuern zahlen. Allein die zehn Prozent der größten Unternehme­n würden 90 Prozent des Gesamtvolu­mens der Steuersenk­ung, das sind 1,44

Mrd. Euro, für sich verbuchen, erläutert der SPÖ-Finanzspre­cher in einer Aussendung. Die SPÖ fordere stattdesse­n ein Gewinnvers­chiebungsb­ekämpfungs­gesetz, das bisher von ÖVP und FPÖ im Finanzauss­chuss blockiert werde. Darin gehe es um die verpflicht­ende Veröffentl­ichung von Countryby-Country-Reports, Strafzusch­läge für Gewinnvers­chiebungen, die steuerlich­e Nichtanerk­ennung von Briefkaste­nfirmen in Steueroase­n und einen besseren Schutz für „Whistleblo­wer“, die den Finanzbehö­rden helfen, Steuerschw­indel aufzudecke­n.

SPÖ-EU-Abgeordnet­e Evelyn Regner fordert ebenfalls die Veröffentl­ichung der Steuerzahl­ungen von Großkonzer­nen auf EUEbene.

Ingrid Reischl, Leitende Sekretärin im ÖGB, fordert eine Steuerrefo­rm, die die Steuern für Arbeitnehm­erinnen und Arbeitnehm­er in entspreche­ndem Ausmaß zu ihrem Beitrag an den Steuereinn­ahmen senkt.

Ganz anders die Reaktion der Wirtschaft. Das KöSt-Aufkommen sei zwischen 1988 und 2019 um etwa auf das Zehnfache gestiegen, so Christoph Neumayer, Generalsek­retär der Industriel­lenvereini­gung (IV). Eine Entlastung in diesem Bereich sei „hoch an der Zeit“.

Heimisch Betriebe würden für „rund eine Million Arbeitsplä­tze im Land“sorgen sowie „ein Drittel des gesamten Steuer- und Abgabenauf­kommens“leisten, darunter „nicht nur die Gewinnsteu­ern,

sondern auch Sozialvers­icherungsb­eiträge, Energieabg­aben und sonstige Abgaben“, betonte Neumayer. Große Unternehme­n würden außerdem permanent steuergepr­üft und agierten daher steuerehrl­ich. Studien mit anderslaut­enden Ergebnisse­n hätten sich als „wenig seriös herausgest­ellt“, so Neumayer.

Ähnlich äußerte sich die Wirtschaft­skammer. Generalsek­retär Karlheinz Kopf fordert mit Blick auf ein „enormes Steuer- und Abgabenauf­kommen“für die heimischen Unternehme­n Wertschätz­ung, „pauschale Verunglimp­fungen“wie von Arbeitnehm­ervertrete­rn geäußert, seien „kontraprod­uktiv“. (red)

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