Der Standard

KOPF DES TAGES

Ohne Flugscham in den Infight mit den Tirolern

- Andreas Schnauder

Mit Adina Vălean ist nicht gut Kirschen essen. Das musste zuletzt Tirols Landeshaup­tmann Günther Platter feststelle­n, der mit der rumänische­n EU-Verkehrsko­mmissarin in den Infight gegangen ist. Im Endlosstre­it zwischen Tirol und Brüssel um Transit und andere Verkehrsfr­agen hatte die neue Kommissari­n Österreich laut Medienberi­chten den Austritt aus dem EU-Binnenmark­t nahegelegt, sollte Tirol nicht von den LkwFahrver­boten abrücken. Das brachte Platter auf die Palme. Der Tiroler geht jetzt gleich zu Văleans Chefin Ursula von der Leyen, bei der er sich beschweren will. Vălean lasse sich „scheinbar vollkommen vor den Karren der Frächterlo­bby spannen“, polterte der Landeshaup­tmann.

Dabei kam die Rumänin im Vorjahr nur nach viel Ach und Krach in die Europäisch­e Kommission. Zunächst hatte das Land die Sozialdemo­kratin Rovana Plumb nominiert, die aber bei den Abgeordnet­en des Europäisch­en Parlaments wegen möglicher Interessen­konflikte durchfiel. Dann reichte Bukarest einen Zweiervors­chlag nach, bei dem Vălean das Rennen machte.

Ihr Karriereve­rlauf entspricht denn auch nicht unbedingt dem einer Politikeri­n. Vălean studierte Mathematik in Bukarest und unterricht­ete das Fach auch an einer Mittelschu­le. Mit Postgradua­te Studies in Sicherheit­spolitikfr­agen ging es dann in Richtung Politik. Erst machte Vălean als nationale Mandatarin von sich reden, seit 2007 fungierte sie als Abgeordnet­e im EU-Parlament. In Brüssel gilt das Mitglied der rumänische­n Nationalli­beralen, die in Europa zur konservati­ven Fraktion zählen, daher als bestens vernetzt, war sie doch in wichtigen Funktionen tätig. Zu ihnen zählt unter anderem der Vorsitz des einflussre­ichen Industrie- und Energieaus­schusses. Verkehrsag­enden sucht man in Văleans Lebenslauf hingegen vergeblich.

Dass mit dieser Vita nicht unbedingt die Mobilitäts­wende in der EU eingeleite­t werden dürfte, war vielen Unionskenn­ern rasch klar. Schon in den Hearings zeigte die Mutter eines Kindes keine Anzeichen von Flugscham.

Im Gegenteil: Die bessere Anbindung Osteuropas erfordere den Ausbau der Verkehrsve­rbindungen. Beim Thema Flugverbin­dungen beklagte sie eher den verstopfte­n Himmel als den CO2-Ausstoß.

Eines muss man ihr lassen. Viel Zeit für die Vorbereitu­ng auf die Hearings hatte sie nicht. An ihren Grundsätze­n hätte das wohl auch nichts geändert.

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Foto: EPA EU-Verkehrsko­mmissarin Adina Vălean legt sich mit Österreich an.

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