KOPF DES TAGES
Ohne Flugscham in den Infight mit den Tirolern
Mit Adina Vălean ist nicht gut Kirschen essen. Das musste zuletzt Tirols Landeshauptmann Günther Platter feststellen, der mit der rumänischen EU-Verkehrskommissarin in den Infight gegangen ist. Im Endlosstreit zwischen Tirol und Brüssel um Transit und andere Verkehrsfragen hatte die neue Kommissarin Österreich laut Medienberichten den Austritt aus dem EU-Binnenmarkt nahegelegt, sollte Tirol nicht von den LkwFahrverboten abrücken. Das brachte Platter auf die Palme. Der Tiroler geht jetzt gleich zu Văleans Chefin Ursula von der Leyen, bei der er sich beschweren will. Vălean lasse sich „scheinbar vollkommen vor den Karren der Frächterlobby spannen“, polterte der Landeshauptmann.
Dabei kam die Rumänin im Vorjahr nur nach viel Ach und Krach in die Europäische Kommission. Zunächst hatte das Land die Sozialdemokratin Rovana Plumb nominiert, die aber bei den Abgeordneten des Europäischen Parlaments wegen möglicher Interessenkonflikte durchfiel. Dann reichte Bukarest einen Zweiervorschlag nach, bei dem Vălean das Rennen machte.
Ihr Karriereverlauf entspricht denn auch nicht unbedingt dem einer Politikerin. Vălean studierte Mathematik in Bukarest und unterrichtete das Fach auch an einer Mittelschule. Mit Postgraduate Studies in Sicherheitspolitikfragen ging es dann in Richtung Politik. Erst machte Vălean als nationale Mandatarin von sich reden, seit 2007 fungierte sie als Abgeordnete im EU-Parlament. In Brüssel gilt das Mitglied der rumänischen Nationalliberalen, die in Europa zur konservativen Fraktion zählen, daher als bestens vernetzt, war sie doch in wichtigen Funktionen tätig. Zu ihnen zählt unter anderem der Vorsitz des einflussreichen Industrie- und Energieausschusses. Verkehrsagenden sucht man in Văleans Lebenslauf hingegen vergeblich.
Dass mit dieser Vita nicht unbedingt die Mobilitätswende in der EU eingeleitet werden dürfte, war vielen Unionskennern rasch klar. Schon in den Hearings zeigte die Mutter eines Kindes keine Anzeichen von Flugscham.
Im Gegenteil: Die bessere Anbindung Osteuropas erfordere den Ausbau der Verkehrsverbindungen. Beim Thema Flugverbindungen beklagte sie eher den verstopften Himmel als den CO2-Ausstoß.
Eines muss man ihr lassen. Viel Zeit für die Vorbereitung auf die Hearings hatte sie nicht. An ihren Grundsätzen hätte das wohl auch nichts geändert.