Eurofighter und Wirtin
Auch die Ex-Politikerin Elisabeth Kaufmann-Bruckberger gilt als eine Schlüsselfigur in der Causa Eurofighter: Ihr Name taucht auf einem 1,5-Millionen-Euro-Scheck und auf Tonbändern auf, deren Echtheit noch nicht bestätigt ist.
Warum die Ex-Politikerin und Heurigenwirtin Elisabeth Kaufmann-Bruckberger eine Schlüsselfigur in der Causa Eurofighter ist und welches Angebot der ExGrüne Peter Pilz Vizekanzler Werner Kogler macht.
Schon seit geraumer Zeit entzieht sich die ehemalige Politikerin Elisabeth KaufmannBruckberger medialen Anfragen – auch für den STANDARD ist sie in diesen Tagen nicht zu sprechen. Wieder einmal: Auf Anrufe folgen keine Rückrufe, auch auf SMS erfolgt keine Reaktion, und selbst auf Whatsapp blockiert die 49-Jährige jeden Kontakt. Dabei tun sich in der Causa Eurofighter aktuell jede Menge Fragen zu ihrer einstigen Rolle rund um den milliardenschweren Abfangjäger-Deal auf.
Zwar ist die schon für die FPÖ, das BZÖ, das Team Stronach und zuletzt das abgespaltene Team Niederösterreich Tätige in dem Polit-Justiz-Krimi seit bald eineinhalb Jahrzehnten mit im Gerede. Neu ist jedoch, dass nun die Wirtschaftsund Korruptionsstaatsanwaltschaft wegen eines 1,5-Millionen-Euro-Schecks, der 2006 auf Kaufmann-Bruckberger ausgestellt worden sein soll, gegen mehrere Personen wegen des Verdachts auf Geldwäsche ermittelt – und zwar „gegen einen bekannten und unbekannte Täter“. Publik wurde das am Dienstag durch die Beantwortung einer grünen Anfrage an deren Justizministerin Alma Zadić.
Bei der Buberlpartie
Wer ist also die Frau, die zu Jörg Haiders Zeiten als Heurigenwirtin mit vielen FPÖ-Spitzen auf Du und Du war und die schon den ersten von drei U-Ausschüssen rund um die Eurofighter beschäftigte?
Fest steht, dass die Neos kurz vor Ende des letzten Untersuchungsgremiums unter abertausenden Seiten an Akten den fetten Scheck an Kaufmann-Bruckberger zutage förderten, ausgestellt am 14. August 2006. Gemäß einem weiteren Dokument, das dem STANDARD vorliegt, soll die berüchtigte Londoner Briefkastenfirma Vector Aerospace wenige Monate davor, konkret am 3. April 2006, an „unbekannt“just 1,5 Millionen gezahlt haben.
In der Betrugsanzeige der Republik gegen den EurofighterHersteller Airbus, vormals EADS, eingebracht im Februar 2017, wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass vom Kaufpreis der Kampfjets einst rund 114 Millionen Euro in die Kanäle dieses Netzwerks versickert sind. Zwei anstehenden Befragungen im U-Ausschuss hat sich Kaufmann-Bruckberger, für die die Unschuldsvermutung gilt, aus Krankheitsgründen entzogen – und gegenüber Medien den Erhalt des Geldes stets bestritten. Nun ist die Justiz am Zug, die die Echtheit des Schecks erst einmal bestätigen muss, doch zu laufenden Ermittlungsverfahren werden üblicherweise keine Angaben gemacht.
Fragwürdiger Mitschnitt
Doch auch aus anderen Gründen tauchte Kaufmann-Bruckerbergers Name auch im dritten UAusschuss auf. Hierbei spielten drei Tonbänder eine Rolle, die einst von einem israelischen Nachrichtenhändler erstellt und in Auftrag gegeben worden waren – News hatte darüber schon 2007 berichtet. Konkret hatte der Israeli Telefonate mit Kaufmann-Bruckberger aufgezeichnet und sie angewiesen, heimlich ein Treffen mit Erika Rumpold, damals Gattin des FPÖ-nahen Werbers Gernot Rumpold, aufzunehmen. Dessen Agentur hatte im Zuge des JetDeals einst sechs Millionen Euro von einem EADS-Mann bezahlt bekommen.
Gemäß aktuellem Stand soll Kaufmann-Bruckberger damals das Mikrofon jedoch nicht ordnungsgemäß getragen, sondern entweder in ihrer Handtasche oder auf ihrem Rücken angeklebt gehabt haben – aus diesem Grund waren die Tonbänder lange Zeit unbrauchbar. Mittlerweile konnten Spezialisten des Heeresabwehramts die Tonqualität auf ein akzeptables Niveau bringen – dem dritten U-Ausschuss wurden vollständige Transkripte geliefert.
Kaufmann-Bruckberger und Rumpold, heute Erika Daniel, haben stets bestritten, dass auf den Aufnahmen ihre Stimmen zu hören sind. Die Gespräche sind äußerst pikant: Demnach plauderten die beiden – beziehungsweise zwei Frauen, die sich als die beiden ausgaben – im Wiener Café Mozart über „die zwei Russen“, gemeint waren Heinz-Christian Strache und Johann Gudenus (beide einst FPÖ); beschwerten sich über ihre Sitznachbarn („des is a zache Partie neben uns gö“) und hegten Korruptionsfantasien:
„Schmieren derfst schon gar nicht sagen“, heißt es da etwa. Und: „Cash (...) das ist halt Vertrauen“.
Im Telefonat mit dem Nachrichtenhändler behauptete Kaufmann-Bruckberger quasi, dass die halbe Republik geschmiert worden sei. Die von ihr Genannten dementieren das vehement, etwa der einstige Wiener Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ), der sagt, er kenne „diese Dame“nicht und habe nie Kontakt zu EADS gehabt. Oder Alfred Gusenbauer (SPÖ), der „nie Zuwendungen von EADS“bekommen haben will.
Auch Herbert Scheibner (einst FPÖ, dann BZÖ), den der STANDARD telefonisch im Oman erreicht, dementiert. Er kenne KaufmannBruckberger kaum, so Scheibner, gegen den 2011 bis 2013 erfolglos ermittelt wurde.
Das Hantieren mit großen Summen wäre Kaufmann-Bruckberger jedenfalls gewohnt: Zurzeit wird gegen sie in der Causa Kärntner Seenkauf ermittelt. Da hatte sie gestanden, 780.000 Euro an „Kickback-Zahlungen“an den verstorbenen Landeshauptmann Haider weitergeleitet zu haben.