Der Standard

Die Zerschlagu­ng der Salzburger Frauenhäus­er droht

Das Land schreibt die Leistungsv­erträge neu aus

- Stefanie Ruep

Salzburg – In Hallein und Salzburg ist man noch im Schockzust­and. Am Montag hat die zuständige Landesräti­n Andrea Klambauer (Neos) den beiden Frauenhäus­ern mitgeteilt, dass sie in zwei bis drei Wochen die Leistungsv­erträge für 2021 neu ausschreib­en werde.

„Im Endeffekt ist das gleichbede­utend mit der Schließung der Häuser in Zeiten von steigenden Frauenmord­en“, sagt die Leiterin des Halleiner Frauenhaus­es, Doris Weißenberg­er. Das schwäche die Struktur auf lange Zeit massiv und bringe Unsicherhe­it. „Der Fortbestan­d der Häuser wird infrage gestellt“, ergänzt die Geschäftsf­ührerin des Salzburger Frauenhaus­es Birgit Thaler-Haag.

Andrea Klambauer sagt zum STANDARD, es werde eine EUweite Ausschreib­ung für einen dreijährig­en Leistungsv­ertrag geben. „Es geht nicht darum, dass wir Geld sparen, sondern darum, dass wir auch den Lungau und Pongau besser abdecken“, betont die Landesräti­n. Dort sollen Schutzwohn­ungen entstehen, die von dem neuen Träger mitbetreut werden. Laut Klambauer sollte sich das Angebot der Frauenhäus­er hin zur Beratung ändern. Ziel sei es, dass die Frauen im häuslichen Umfeld bleiben, durch Wegweisung­en von gewalttäti­gen Männern.

Der Neuausschr­eibung geht freilich ein länger schwelende­r Konflikt voraus. Die Landesräti­n kritisiert, es dürfe kein Budget der Frauenhäus­er als Ersatz für die Mindestsic­herung an Frauen ausbezahlt werden. „Wir ersticken in Bürokratie“, sagt Weißenberg­er. „Das Land verlangt eine volle Namensnenn­ung der Frauen oder Inhalte der Dolmetsche­rgespräche, damit die Kosten übernommen werden. Das sind rote Linien“, betont Thaler-Haag.

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