Die Zerschlagung der Salzburger Frauenhäuser droht
Das Land schreibt die Leistungsverträge neu aus
Salzburg – In Hallein und Salzburg ist man noch im Schockzustand. Am Montag hat die zuständige Landesrätin Andrea Klambauer (Neos) den beiden Frauenhäusern mitgeteilt, dass sie in zwei bis drei Wochen die Leistungsverträge für 2021 neu ausschreiben werde.
„Im Endeffekt ist das gleichbedeutend mit der Schließung der Häuser in Zeiten von steigenden Frauenmorden“, sagt die Leiterin des Halleiner Frauenhauses, Doris Weißenberger. Das schwäche die Struktur auf lange Zeit massiv und bringe Unsicherheit. „Der Fortbestand der Häuser wird infrage gestellt“, ergänzt die Geschäftsführerin des Salzburger Frauenhauses Birgit Thaler-Haag.
Andrea Klambauer sagt zum STANDARD, es werde eine EUweite Ausschreibung für einen dreijährigen Leistungsvertrag geben. „Es geht nicht darum, dass wir Geld sparen, sondern darum, dass wir auch den Lungau und Pongau besser abdecken“, betont die Landesrätin. Dort sollen Schutzwohnungen entstehen, die von dem neuen Träger mitbetreut werden. Laut Klambauer sollte sich das Angebot der Frauenhäuser hin zur Beratung ändern. Ziel sei es, dass die Frauen im häuslichen Umfeld bleiben, durch Wegweisungen von gewalttätigen Männern.
Der Neuausschreibung geht freilich ein länger schwelender Konflikt voraus. Die Landesrätin kritisiert, es dürfe kein Budget der Frauenhäuser als Ersatz für die Mindestsicherung an Frauen ausbezahlt werden. „Wir ersticken in Bürokratie“, sagt Weißenberger. „Das Land verlangt eine volle Namensnennung der Frauen oder Inhalte der Dolmetschergespräche, damit die Kosten übernommen werden. Das sind rote Linien“, betont Thaler-Haag.