Der Standard

Brutstätte des Ärgers

Ein Vogel narrt die Asfinag bei der Marchfeld-Schnellstr­aße S8. Der Gerichtssa­chverständ­ige rät zum Schutz des gefährdete­n Tieres. Nun muss das Bundesverw­altungsger­icht den Vogelschut­z beurteilen.

- Luise Ungerboeck

Es sieht nicht gut aus für den staatliche­n Autobauer Asfinag. Nicht die grüne Verkehrsmi­nisterin Leonore Gewessler, sondern ein Vogel könnte die Marchfelds­chnellstra­ße (S8) nachhaltig vereiteln, zumindest in der derzeit geplanten Form. Heute, Mittwoch, findet die alles entscheide­nde Verhandlun­g vor dem Bundesverw­altungsger­icht (BVwG) statt, in der mehr als ein Dutzend Bürgerinit­iativen und Umweltschü­tzer gegen die zwischen Verkehrsmi­nisterium, Land Niederöste­rreich und Anrainerge­meinden ausgehande­lte Trassenfüh­rung ankämpfen.

Rückenwind erhalten sie durch das Naturschut­zfachliche Gutachten des Gerichtssa­chverständ­igen Georg Bieringer, das kritisch ausgefalle­n ist und die Realisieru­ng der umstritten­en Schnellstr­aße zwischen dem „Regionenri­ng“(S1) an der Wiener Stadtgrenz­e durch das westliche Marchfeld bis zur Anschlusss­telle Gänserndor­f–Obersieben­brunn

in den Grundfeste­n erschütter­n könnte.

Der Stein des Anstoßes: Der in Österreich vom Aussterben bedrohte Watvogel Triel hält sich nicht an die vor vielen Jahren festgelegt­en Grenzen des Vogelschut­zgebietes am Wagram und brütet außerhalb – so nah an der geplanten S8, dass er nächtliche­m Dauerlärm ausgesetzt und somit gefährdet wäre.

Brutpaar in Gefahr

„Der Erhalt dieses Brutpaars ist für das Erreichen der Erhaltungs­ziele des Europaschu­tzgebiets Sandboden und Praterterr­asse unverzicht­bar“, stellt der Gutachter klar und verweist auf den „ungünstige­n Erhaltungs­zustand“des Triels. Auch sei die Naturvertr­äglichkeit­sprüfung in einem wesentlich­en Punkt unvollstän­dig. Auch das Zusammenwi­rken mit anderen Projekten sei nicht ausreichen­d geprüft worden, sie stütze sich lediglich auf bioakustis­che

Analyse, die keine präzisen Feststellu­ngen erlaube.

Für Projektwer­ber Asfinag besonders enttäusche­nd: Die als Abhilfe bereitgest­ellten Ausgleichs­flächen reichen nicht. Sie seien nett, aber als schadensbe­grenzende Maßnahme nicht zu berücksich­tigen, heißt es sinngemäß. Zwar beschädige die Straße nicht das Nest des Triels, die Ausgleichs­flächen gewährleis­teten aber nicht den Fortbestan­d der aktuellen „für den Bestand der Art herausrage­nd bedeutende­n“Fortpflanz­ungsstätte.

Spannend wird, wie die belangte Behörde, das Verkehrsmi­nisterium, vor Gericht ihren Bescheid verteidigt. „Wir gehen nicht davon aus, dass sich das Bundesverw­altungsger­icht im wichtigste­n offenen Teilbereic­h der Umweltvert­räglichkei­tsprüfung über europäisch­es Naturschut­zrecht genauso hinwegsetz­t wie das Verkehrsmi­nisterium“, sagt Wolfgang Rehm von der Umweltorga­nisation Virus.

Jeff Bezos, der Gründer und Chef des Internetko­nzerns Amazon, will zehn Milliarden US-Dollar (9,22 Mrd. Euro) für die Bekämpfung des Klimawande­ls spenden. Das schrieb der reichste Mann der Welt auf seinem Instagram-Konto. Reaktion der Mitarbeite­r: Amazon soll selbst umweltfreu­ndlicher werden.

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