Der Standard

USA wollen die einzige Steueroase sein

Die USA locken laut einem NGO-Bericht besonders viel illegales Geld an. Das soll laut Washington so bleiben. Konkurrenz durch andere Steueroase­n wird nicht geduldet.

- Aloysius Widmann

Die Europäisch­e Union führt eine schwarze Liste von Steueroase­n. Und die wird immer länger. Am Dienstag etwa haben die EU-Finanzmini­ster Panama und die Seychellen neu auf den Index gesetzt – sowie die Cayman Inseln. Das ist konsequent, wenn man den neuen Schattenfi­nanz-Index des Tax Justice Networks (TJN) als Maßstab nimmt. Dieser ist nämlich ebenfalls am Dienstag erschienen, in dem die Cayman Inseln zum ersten Mal als die oberste Steueroase auf dem Planeten gelistet werden. Gleich hinter dem britischen Überseegeb­iet im Süden Kubas liegt auf dem Schattenfi­nanz-Index jedoch ein Land, das in der europäisch­en Liste fehlt: die USA. Die größte Volkswirts­chaft der Welt liegt an zweiter Stelle, gefolgt vom bisherigen Spitzenrei­ter, der Schweiz.

Dass gerade die USA illegale Finanzströ­me in großem Stil anlocken, ist laut TJN-Analysten bedenklich. „Entgegen allen Verspreche­n ist es weiterhin möglich, gestohlene­s Geld in den Vereinigte­n Staaten zu parken“, heißt es vonseiten der auf Steuerthem­en spezialisi­erten NGO. Zudem verweigern die USA die Teilnahme am automatisc­hen Informatio­nsaustausc­h der Steuerbehö­rden, beklagt man bei TJN. Das sei insofern relevant, da mehr als ein Fünftel der weltweiten OffshoreGe­schäfte über die USA laufen.

Für den Schattenfi­nanz-Index haben die TJN-Experten 133 Länder genau unter die Lupe genommen und nachgescha­ut, wie es beispielsw­eise um das Bankgeheim­nis steht, ob Firmenbüch­er zugänglich sind und ob Staaten im Kampf gegen Steuerhint­erziehung kooperiere­n.

USA messen mit zwei Maßen

Dass die US-Staaten Delaware und Nevada in einem Atemzug mit Steuerpara­diesen wie den Cayman Inseln oder Guernsey genannt werden, ist an sich nicht neu. Die beiden US-Staaten locken mit besonders laxen Gesetzen für Unternehme­n. Konstrukti­onen wie Briefkaste­nfirmen, mit deren Hilfe die wahren Eigentümer von Unternehme­n verborgen bleiben, florieren. Die TJN-Analysten führen die Steuerpara­diese in Nevada und Delaware auf den Steuerwett­bewerb zwischen den

US-Bundesstaa­ten zurück. Wohl auch deshalb unternimmt Washington nichts gegen Steueroase­n im eigenen Land.

Das heißt aber nicht, dass die Vereinigte­n Staaten Steueroase­n grundsätzl­ich gutheißen. Der amerikanis­chen Regierung kann man in der Thematik durchaus Doppelmora­l vorwerfen: Denn während die USA sich weigern, gegen eigene Steueroase­n vorzugehen, wollen sie anderen Steuerpara­diesen an den Kragen.

US-Bürger sollen daran gehindert werden, ihr Geld am Fiskus vorbei aus dem Land zu schaffen. Gleichzeit­ig sollen Ausländer weiterhin ihr Geld in den Staaten parken. Steueroase­n austrockne­n und gleichzeit­ig Steuerpara­dies bleiben – das funktionie­rt in den USA nach frei nach dem Motto „Unwissenhe­it schützt“. Deshalb sieht das US-Gesetz nicht vor, dass ausländisc­he Finanzinst­itute sämtliche Einkommen in den USA an den amerikanis­chen Fiskus berichten müssen. So würden nämlich nicht nur unversteue­rte Einnahmen von US-Bürgern aufgedeckt, sondern auch illegale Einnahmen von Ausländern etwa durch Briefkaste­nfirmen in Delaware. Hat der Staat einmal Informatio­nen über ausländisc­he Steuerhint­erzieher, dürfte der Druck größer werden, diese auch preiszugeb­en.

Vielmehr sieht das US-Gesetz vor, dass Banken nur Informatio­nen über Personen, die in den USA leben, melden müssen. Der europäisch­e Besitzer einer amerikanis­chen Briefkaste­nfirma ist da fein raus.

Österreich nicht so super

Die TJN-Experten haben sich freilich auch Österreich angeschaut, und sie stellen dem Land kein gutes Zeugnis aus. Den größten Verbesseru­ngsbedarf gebe es bei der Transparen­z von Eigentum und Unternehme­n. Allerdings schneidet Österreich bei der internatio­nalen Zusammenar­beit und beim automatisc­hen Datentausc­h gut ab. Unterm Strich steht Platz 36 im internatio­nalen Vergleich.

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