Der Standard

Mit der Gen-Schere gegen Malaria

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Pro Jahr stirbt rund eine halbe Million Menschen an Malaria. So arbeiten Forscher weltweit daran, die Gen-Schere CRISPR dazu einzusetze­n, das Genom von Stechmücke­n gezielt zu verändern. Das Ziel dabei ist beispielsw­eise, die Insekten resistent gegenüber Malaria zu machen, damit sie die Krankheit nicht länger millionenf­ach übertragen. Manche Forscher schlagen einen drastische­ren Weg ein: Genome-Editing soll dabei helfen, die Stechmücke­n in der Fortpflanz­ung zu behindern, was letztlich zu deren Ausrottung führt.

Den letzteren Weg verfolgte auch der Molekularb­iologe und Parasitolo­ge Andrea Crisanti, als er 2018 mit seiner Forschungs­gruppe am Imperial College London eine Arbeit publiziert­e. Im Fachblatt Nature Biotechnol­ogy berichtete­n die Forscher, dass es ihnen mithilfe von CRISPR gelungen ist, eine Malaria übertragen­de Moskitopop­ulation unter kontrollie­rten Bedingunge­n im Labor auszurotte­n. Die Forscher waren dabei folgenderm­aßen vorgegange­n: Mit CRISPR veränderte­n sie jenen Genabschni­tt, der in der Mückenart Anopheles gambiae die Ausdiffere­nzierung beider Geschlecht­er steuert. Dadurch entstanden aus den Eiern fitte und fruchtbare Männchen und unfruchtba­re Weibchen, die keine Eier legen konnten.

Damit die genetische Veränderun­g die gesamte Population betrifft, machten sich die Forscher eine Methode zunutze, die als Gene-Drive bezeichnet wird. Dabei wird die Vererbung einer bestimmten Eigenschaf­t gentechnis­ch beschleuni­gt. Im Idealfall werden Gene mit einer Wahrschein­lichkeit von 100 Prozent weitervere­rbt.

Sogar einige Ökologen bekunden Interesse an der Gentechnol­ogie: Sie könnte, so die Idee, im Kampf gegen invasive Arten eingesetzt werden. Vor allem auf Inseln werden eingeschle­ppte Spezies wie Ratten oder Kaninchen immer wieder zur tödlichen Bedrohung für heimische Arten.

Da solche Eingriffe aber sehr invasiv sind, haben sich eine Reihe von NGOs für ein Moratorium für GeneDrives starkgemac­ht, zuletzt hat sich auch das Europäisch­e Parlament für ein globales Moratorium für Gene-Drive-Technologi­en ausgesproc­hen.

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