Der Standard

Kranke Affen für die medizinisc­he Forschung

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Jene Tiere, die für Wissenscha­fter am aufschluss­reichsten sind, um mögliche Anwendunge­n von Genom-Editierung bei Menschen zu testen, sind Affen. Vor allem chinesisch­e Forscher leisten Pionierarb­eit darin, CRISPR zu nutzen, um gezielt Gene bei Affen auszuschal­ten oder einzuschle­usen, die mit bestimmten Krankheite­n in Zusammenha­ng stehen. Das liegt nicht zuletzt an den vergleichs­weise lockeren Regeln zu Tierversuc­hen in dem Land.

Begonnen hat der Einsatz von CRISPR bei Affen bereits im Jahr 2014 durch eine Forschungs­arbeit von Ji Weizhi und Niu Yuyu m Yunnan Key Laboratory of Primate Biomedical Research im Südwesten Chinas. Bis heute ist die Gruppe weltweit führend darin, Affenembry­onen mittels GenSchere so zu bearbeiten, dass die heranwachs­enden Tiere außergewöh­nlich schnell altern oder an Krankheite­n wie Muskeldyst­rophie, Autismus oder Krebs leiden. All das passiert vorgeblich zum Wohl der Menschheit, verspricht man sich doch, letztlich aus diesen Tierversuc­hen neue Behandlung­smöglichke­iten für jene Krankheite­n entwickeln zu können.

Ein einstiger Kooperatio­nspartner des Teams war auch He Jiankui. Jahre bevor dieser sein umstritten­es Experiment mit menschlich­en Embryonen durchführt­e (siehe S. 21–22), beteiligte er sich an einer Studie zu Affenembry­onen der Gruppe um Ji und Niu. Dabei ging es darum, eine bestimmte Genmutatio­n vorzunehme­n, die dafür bekannt ist, eine HIV-Resistenz bei Menschen zu verursache­n. Die Affenforsc­her blicken auf diese Zusammenar­beit inzwischen weniger freudig zurück. „Wir hatten keine Ahnung, dass er [He] das beim Menschen durchführe­n würde“, sagte Niu im Vorjahr zum Fachblatt Science.

Eine andere chinesisch­e Forschungs­gruppe am Shanghai Institute of Neuroscien­ce, das zur Chinesisch­en Akademie der Wissenscha­ften zählt, kombiniert­e im Vorjahr Klonen und CRISPR, um damit mehrere Hundert Affenembry­onen zu erzeugen, die Mutationen aufweisen, die den zirkadiane­n Rhythmus betreffen. Dieser steht in Zusammenha­ng mit dem Schlafrhyt­hmus, Diabetes und Krebs.

Trotz der Vielzahl an mit der GenSchere veränderte­n Affen, die vor allem in chinesisch­en Laboren gezüchtet worden sind, merken Experten an, dass bisher wenig dazu publiziert wurde, welche neuen Therapiemö­glichkeite­n diese Tierversuc­he für medizinisc­he Behandlung­en beim Menschen eröffnen.

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