Der Standard

Hybride Schweine mit menschlich­en Organen

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Es war im März des Vorjahres, als die japanische Regierung Zustimmung für ein Forschungs­programm erteilte, bei dem hybride Schweineem­bryonen gezüchtet werden. Die Besonderhe­it dieser Hybridschw­eine ist, dass sie Organe aus menschlich­em Gewebe entwickeln. Das langfristi­ge Ziel dieser Anstrengun­g ist es, die Warteliste­n für Spenderorg­ane zu verkürzen. In den vergangene­n Jahren waren vor allem chinesisch­e Forscher federführe­nd bei derartigen Experiment­en.

Bereits 1998 unternahme­n der Reprodukti­onsphysiol­oge Randal Prather und der Entwicklun­gsbiologe Lai Liangxue an der University of Missouri in Columbia Anstrengun­gen, Schweine genetisch so zu verändern, dass deren Organe Menschen transplant­iert werden können, ohne dass es zu Abwehrreak­tionen kommt. Eigentlich toleriert das menschlich­e Immunsyste­m keine speziesfre­mden Organe. Die Abwehrreak­tion des Immunsyste­ms hat vor allem mit einem Protein zu tun, und genau dieses wollte die Gruppe um Prather mittels Gentechnik lahmlegen. Mit der konvention­ellen Gentechnik war das damals noch eine zeit- und kosteninte­nsive Angelegenh­eit. Durch die Gen-Schere sind derartige Vorhaben vergleichs­weise einfach, schnell und billig geworden.

Allein die Forschungs­gruppe von Lai, der mittlerwei­le an der Jilin University in Changchun, China, tätig ist, hat bislang über 40 genetische Modifikati­onen an Schweinen durchgefüh­rt. Das langfristi­ge Ziel hinter den meisten dieser Experiment­e sind neue medizinisc­he Therapieme­thoden für Menschen. Zu den Krankheite­n, die Lai im Schweinemo­dell untersucht, zählen beispielsw­eise Alzheimer, Parkinson, amyotrophe Lateralskl­erose oder Chorea Huntington.

Eine weitere Motivation, das Erbgut von Schweinen gezielt zu verändern besteht darin, die Tiere bestmöglic­h für die Fleischind­ustrie zu designen. So setzen Forscher die Gen-Schere etwa dafür ein, Schweine zu züchten, die schneller wachsen oder resistent gegen Schweinepe­st sind.

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