Sanftmütiger Vierbeiner mit Bodybuilderstatur
Hercules ist wohl der berühmteste zeitgenössische Hund der Wissenschaft. Gemeinsam mit der Hündin Tiangou teilt er sich die erstmalige und bislang einzigartige Besonderheit, ein mit CRISPR modifizierter Hund zu sein.
Hercules und Tiangou sind Beagle, sie leben unter rund 2000 Artgenossen in der Hundezucht des chinesischen Forschers Lai Liangxue von der Jilin University in Changchun. CRISPRHunde sind neben modifizierten Schweinen Lais zweiter Forschungsschwerpunkt. Hercules’ Charakter wird als sanft und gutmütig beschrieben – so wie man es von einem Beagle eben erwarten würde. Doch seiner Körperstatur nach erinnert er eher an einen Pitbull-Terrier, denn Hercules ist extrem muskulös.
Lai und sein Team nutzten CRISPR bei Hercules und Tiangou dazu, ein Gen lahmzulegen, das dafür bekannt ist, das Muskelwachstum zu hemmen. Mit Erfolg: Speziell bei Hercules führte der Eingriff dazu, dass er sich zu einem regelrechten Muskelpaket entwickelte. Lai ging es zwar nicht primär darum, einen Vierbeiner mit Bodybuilderstatur zu züchten, sondern darum zu zeigen, dass das CRISPR-Verfahren eben auch bei Hunden erfolgreich angewendet werden kann. Hercules und Tiangou sind eindrucksvolle Beweise dafür.
Langfristig ist freilich denkbar, dass Genom-Editierung dafür eingesetzt wird, besonders muskulöse Hunde für den Polizei- oder Katastropheneinsatz zu züchten.
Generell ist zu sagen, dass Mutationen, also kleinere genetische Veränderungen im Erbgut, laufend auf natürliche Weise entstehen. Durch Zucht werden solche Mutationen gezielt vom Menschen ausgewählt und an die nächste Generation weitergegeben. Auch mit konventionellen Züchtungsmethoden findet über lange Zeiträume eine gezielte Veränderung des Erbguts durch den Menschen statt. So sind etwa die rund 300 Hunderassen vom Dackel bis zum Schäfer entstanden, die es auf der Welt gibt. Die genetische Veränderung durch CRISPR/Cas9 ist im Prinzip derselbe Prozess, wenn auch mit anderen Mitteln, der die Zucht gezielter und rascher möglich macht.