Auferstandene Mammuts und Einhörner
Bereits im Blockbuster Jurassic Park wurde darüber spekuliert, ob es mittels Gentechnik nicht möglich sei, die Dinosaurier wieder zum Leben zu erwecken. Mindestens ebenso lange wissen wir, dass das in der Praxis weniger leicht möglich ist, als das beeindruckende Wiedererstarken der Riesenechsen auf der Kinoleinwand vermuten lassen würde.
Doch mit CRISPR/Cas9 haben Forscher ein noch effektiveres Werkzeug in der Hand als mit der konventionellen Gentechnik. Das bereitet den Boden für Träume, die unweigerlich Jurassic Park-Assoziationen wecken. So arbeiten Wissenschafter der Harvard University derzeit daran, das Elefantenerbgut derart zu verändern, dass dadurch Wollhaarmammuts erschaffen werden können. Der wissenschaftliche Leiter des Projekts ist der bekannte Genetiker George Church.
Genau genommen geht es nicht darum, die seit 10.000 Jahren ausgestorbene Spezies wiederzubeleben. Um das Tier tatsächlich zu klonen, reicht das gefundene Genmaterial nicht aus. Den Forschern geht es darum, bestimmte DNA-Teile des Mammut-Genoms in die Zellen von Elefanten einzufügen. Am Ende der Bemühungen, die vermutlich frühestens in einigen Jahren zum Erfolg führen könnten, stünde daher kein tatsächliches Wollhaarmammut, sondern vielmehr ein kälteresistenter Elefant mit kleineren Stoßzähnen.
Wenn CRISPR dazu verwendet werden kann, die Stoßzähne von Elefanten zu manipulieren, wäre es dann nicht auch möglich, in das Erbgut von Pferden entsprechend einzugreifen, damit ihnen ein Horn wächst, zum Beispiel in der Mitte der Stirn? Laut der Molekularbiologin und CRISPRPionierin Jennifer Doudna ist das keine vollkommen abwegige Vorstellung. In Eingriff in die Evolution (SpringerVerlag, 2019) verweisen sie und ihr Co-Autor Samuel Sternberg auf Experimente an der Berkeley University, in denen an Krebstieren bizarre genetische Veränderungen vorgenommen wurden – etwa Krallen, die zu Beinen umfunktioniert wurden. Nach demselben Schema könnten auch allerlei Fabelwesen kreiert werden, wenn auch mit großem Aufwand – und fraglichem Nutzen.