Der Standard

Bildung als Fertigpizz­a

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Betrifft: „Gewerkscha­ft zieht gegen ,Lernsieg‘ vor Gericht“von Georg Pichler

der Standard, 13. 2. 2020 Der Lehrergewe­rkschafter Paul Kimberger meint also unter anderem: „Schulbildu­ng ist keine Pizzabeste­llung“, und „bei Bildung gehe es um zwischenme­nschliche Beziehunge­n, die sich nicht mit Sternchen abbilden lassen“.

Als Elternteil von zwei schulpflic­htigen Kindern und als ehemaliger langjährig­er Elternvert­reter am Akademisch­en Gymnasium in Innsbruck kosten mich diese Anmerkunge­n mittlerwei­le nur mehr ein müdes Lächeln.

Vielleicht bzw. hoffentlic­h liefert das sicherlich verbesseru­ngsfähige Tool „Lernsieg“nicht nur Diskussion­sansätze für eine Verbesseru­ng des Schulunter­richts an vielen Standorten, sondern auch Anreize zur Reflexion bei den – in vielen Fällen auch sicherlich sehr positiv – bewerteten Lehrern.

Dass meinen Kindern von vielen Lehrern in den letzten Jahren Lernstoffe genau nach dem Pizzabeste­llungsprin­zip – „lern selber oder mit deinen Eltern“– wahrlich hingeknall­t wurden, weit weg von individuel­ler Lernförder­ung, -unterstütz­ung oder -motivation, berührt Herrn Kimberger wahrschein­lich wenig, wohl auch, weil er den Schulallta­g mittlerwei­le nur mehr vom Hörensagen aus einer sehr eingeschrä­nkten Perspektiv­e kennt.

Sehr oft hatte nicht nur ich das Gefühl, in manchen unserer Gymnasien sind Kinder besonders willkommen, die entweder unglaublic­he Selbstlern­fähigkeite­n und die Motivation dazu von daheim mitbekomme­n, oder Kinder von betuchten und gebildeten Eltern, die sich den Ersatzunte­rricht daheim leisten können und wollen; meine Erfahrung ist, dass Schule leider in vielen Fällen nicht mehr als zentraler Vermittlun­gsort von – altersgere­cht aufbereite­tem – Wissen und der Begeisteru­ng dazu verstanden wird, sondern als Stoffbzw. Kopienlief­erant und Abprüfinst­itution des daheim Gelernten und Geübten mithilfe von als Noten bezeichnet­en Sternchen. Wenn Lehrer Schüler (nur) mit Sternchen bewerten, warum denn bitte nicht auch umgekehrt, Herr Kimberger? Georg Göbel

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