Mindestens 20 Tote nach schweren Unruhen in Delhi
Neu-Delhi – Bei gewalttätigen Ausschreitungen zwischen Hindus und Muslimen in Neu-Delhi sind mindestens 20 Menschen getötet und weitere 189 verletzt worden, sagte ein Krankenhausvertreter am Mittwoch. Unter den Toten ist auch ein Mitarbeiter des indischen Geheimdienstes und ein Polizist. Auslöser der Unruhen ist ein umstrittenes Staatsbürgerschaftsgesetz, das laut Kritikern Muslime diskriminieren würde. In Delhi wird seit Anfang Dezember gegen das Gesetz protestiert. Landesweit sind bei Protesten bisher 44 Menschen gestorben. Die jüngste Eskalation stellt die schlimmsten Ausschreitungen in der Hauptstadt seit Jahrzehnten dar.
Die Präsidentin der Oppositionspartei Congress, Sonia Gandhi, forderte am Mittwoch den Rücktritt von Innenminister Amit Shah. Sie kritisierte die BJP-Regierung von Premier Narendra Modi, keine parteiübergreifenden Lösungsansätze zu suchen. „Die BJPFührung schafft ein Umfeld von Angst und Hass durch ihre Hassreden“, sagte sie bei einer ihrer seltenen Pressekonferenzen.
Modi gerät auch in die Kritik, weil er sich erst drei Tage nach Ausbruch der Gewalt zu Wort gemeldet hat. Am Mittwochvormittag (Ortszeit) rief er zu Ruhe und Frieden in Delhi auf. Kritiker sehen sich an die Unruhen von 2002 in Gujarat erinnert, bei denen rund 2000 Menschen starben. Damals regierte Modi den Bundesstaat. Bis heute wird ihm vorgeworfen, zu zaghaft gegen Hindu-Mobs vorgegangen zu sein. Seit Montag zogen Menschen durch muslimische Viertel im Nordosten und steckten Gebäude und Läden in Brand. Die Gewalt hinterließ eine Spur der Verwüstung. (saw)