Zweifel am Tag nach dem Friedensdeal
Kabul kritisiert US-Deal mit den Taliban
Spätestens am Tag nach der feierlichen Unterzeichnung war wieder Nüchternheit eingekehrt: Keine 24 Stunden nach den Zeremonien, bei denen am Verhandlungsort Doha und in Kabul das als historisch gesehene Friedensabkommen zwischen den USA und den afghanischen Taliban besiegelt wurde, gab es schon wieder Zweifel. Der afghanische Präsident Ashraf Ghani, der nicht mitverhandelt hatte, meldete sich zu Wort. Er widersprach in einigen bedeutenden Punkten. Darunter ist der Zeithorizont für einen Gefangenenaustausch, den die beiden Unterzeichner vereinbart hatten und der für die Taliban ein zentraler Punkt gewesen war.
Dem Abkommen nach sollen 5000 Taliban-Kämpfer aus staatlichen Anstalten entlassen werden, im Gegenzug ließen die Islamisten 1000 Mitglieder der afghanischen Sicherheitskräfte frei. Es liege dieser Punkt aber „nicht in der Befugnis der USA“, sagte Ghani. Und es gebe keine Zustimmung seiner Regierung, die auf die Verhandlungen ohnehin nur zaghaft und lange ablehnend reagiert hatte. Ghani fürchtet auch um die verbliebene Stabilität, deren Bestand von der Vertragstreue der Taliban abhängig wäre. Denn der wichtigste Punkt des Deals ist ja der Abzug der US-Truppen binnen 14 Monaten und eine Distanzierung der Taliban von terroristischen Gruppen. Wie Kabul Letzteres – und auch Menschenrechte – durchsetzen würde, ist unklar. (red) Kommentar S. 20