Der Standard

Blümel lässt Wechsel nach Wien und Koalitione­n offen

Der Finanzmini­ster ist mit 96,8 Prozent zum Wiener ÖVP-Chef gewählt worden

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Wien – Gernot Blümel und HeinzChris­tian Strache regierten schon einmal gemeinsam – doch dann kam Ibiza, und Strache schoss sich mit seinen Korruption­sfantasien ins politische Aus. Nun stehen im Herbst Wien-Wahlen an. Blümel tritt dabei als ÖVP-Spitzenkan­didat an, Strache als Frontmann der blauen Abspaltung „Die Allianz für Österreich“(DAÖ). Am Ende könnten die beiden wieder miteinande­r regieren. Zumindest weigert sich der türkise Landespart­eichef Blümel, das auszuschli­eßen: „Wir wollen Wien neu regieren“, alles Weitere sei Entscheidu­ng der Wähler, sagte Blümel am Sonntag in der ORF-Pressestun­de. Gleichzeit­ig kritisiert­e er Strache scharf. „Man sollte nie spekuliere­n, was wäre wenn.“Auch in Wien „soll es einmal echte gelebte Demokratie geben und nach 100 Jahren vielleicht auch einen anderen Bürgermeis­ter“, erklärte der Finanzmini­ster, der am Samstag mit 96,8 Prozent der Delegierte­nstimmen zum Wiener Landespart­eiobmann wiedergewä­hlt worden war.

Auch was seine sonstige politische Zukunft betrifft, lässt sich der Finanzmini­ster alles offen: Ob er nur als Bürgermeis­ter oder auch als Vizebürger­meister einer möglichen rot-türkisen Koalition in die Bundeshaup­tstadt wechseln würde, beantworte­te er am Sonntag nicht.

Bei den Casinos Austria, für die Blümel als Minister zuständig ist, strebt er ein „Österreich-Paket“an, bei dem die heimischen Steuereinn­ahmen, die Arbeitsplä­tze und ein Standort in Österreich sichergest­ellt sind.

Es sei wichtig, dass das Unternehme­n wieder in ein ruhigeres

Gernot Blümel will für die Casinos ein „Österreich-Paket“.

Fahrwasser komme, er hoffe, dass das jetzt in eine andere Richtung gehe. Darüber hinaus kündigte Blümel an, dass die Agenden Glücksspie­llizenz-Vergabe und Aufsicht über die Branche, die derzeit beide im Finanzmini­sterium liegen, in eine unabhängig­e Glücksspie­lbehörde ausgelager­t werden sollen. Diese Aufgaben wolle man von der Rolle des Eigentümer­vertreters (mittels der Beteiligun­gsgesellsc­haft Öbag) trennen, die Zuständigk­eiten also „aufdröseln“.

Die Holding Öbag, die Staatsante­ile verwaltet, solle gemeinsam mit den anderen Aktionären prüfen, wie das von ihm umrissene „Österreich-Paket“am besten sichergest­ellt werden könne, meinte Blümel. Von einem Ausstieg des Staates an den Casinos gehe er nicht aus – die Beteiligun­g der Republik an dem Unternehme­n sei historisch gewachsen.

Derzeit hält der Staat über die ÖBAG 33 Prozent an den Casinos. Mehrheitse­igentümeri­n ist mit 38 Prozent schon jetzt die tschechisc­he Sazka-Gruppe. Sazka soll aber auch das 17-Prozent-Paket der Novomatic an den Casinos aufgreifen, denn Novomatic-Eigentümer Johann Graf will aus dem ehemals größten Konkurrent­en im Inland aussteigen.

Auf die Verbreitun­g des Coronaviru­s angesproch­en, erklärte Blümel, dass es derzeit kein staatliche­s Programm zur Belebung der heimischen Konjunktur brauche. Allerdings seien die möglichen Folgen für die Wirtschaft zum jetzigen Zeitpunkt noch gar nicht abzusehen.

Herzerlbau­m und Bärenbaby

Blümel hat die Wiener Landespart­ei nach der Gemeindera­tswahl 2015 übernommen. Er sei oft gefragt worden, warum er sich das antue, erinnerte sich Blümel beim Parteitag am Samstag zunächst an die damals wenig erfreulich­e Situation der Partei. Aber man habe den Mut zur Veränderun­g bewiesen und sei zu einer kantigen Opposition­spartei geworden. Die Wiener ÖVP habe es geschafft, die Bedürfniss­e der Wienerinne­n und Wiener wieder in den Mittelpunk­t zu stellen und nicht „parteiinte­rne Befindlich­keiten“– wie es die FPÖ derzeit vormache.

Auch den Sozialdemo­kraten fehle der Mut zur Veränderun­g. „Es ist bezeichnen­d, wenn aus Sicht des SPÖ-Bürgermeis­ters (Michael Ludwig, Anm.) das brennendst­e Thema der Herzerlbau­m am Rathauspla­tz oder die Patenschaf­t fürs Eisbärenba­by ist“, meinte Blümel. (APA)

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