Worauf sich Prepper vorbereiten
Spontane Hamsterkäufe, etwa aus Angst vor dem Coronavirus, sind sogenannten Preppern fremd. Sie wollen immer darauf vorbereitet sein, sich in Zeiten von Engpässen über Wasser halten zu können.
Es war wohl kein Tag, auf den sie sich gefreut haben, aber einer, auf den sie vorbereitet sein wollten. Der erste bestätigte Coronavirus-Fall in Österreich und die damit einhergehende Unruhe in der österreichischen Bevölkerung samt Hamsterkäufen bewies vielen innerhalb der sogenannten Prepper-Szene, alles richtig gemacht zu haben, sagt Survival-Coach Martin Molay.
Der Begriff Prepper stammt vom englischen Wort „prepare“, sich vorbereiten. Etwas mehr als 2000 registrierte User finden sich auf der größten Prepper-Website Österreichs. In verschiedenen Facebook-Gruppen sind es einige hundert, alle mit dutzenden neuen Mitgliedern seit ein paar Tagen. Sie tauschen sich dort über ihre Bunkerausstattung oder Notfallpläne aus und weisen gerne auf drohende Gefahren aus dem Inund Ausland hin. Dennoch wirken die meisten recht ruhig – sie sind ja schließlich vorbereitet.
Angst vor Blackout
Doch worauf bereiten sich die österreichischen Prepper vor? Auf den Weltuntergang? Nicht zwingend. Zu Hochzeiten des Kalten Krieges war schließlich die halbe Welt irgendwie Prepper. In vielen Bundesländern waren Schutzbunker im 20. Jahrhundert viele Jahre lang bei Neubauten Pflicht.
In erster Linie sind es derzeit aber weniger Krankheiten, Viren oder Kriege als die Angst vor einem Blackout – einem längeren Stromausfall, der das öffentliche Leben teils zum Erliegen bringen könnte –, die Österreichs Prepper umtreibt. Im Falle des Falles wolle er einfach gut für einige Tage überleben können – und das ohne jegliche Hilfe von außen oder von anderen Mitmenschen, sagt Molay. Der überzeugte Veganer lebt seit knapp vier Jahren energieautark und bietet auch verschiedenste Survival-Trainings in Kursen im Wald oder in seinem PrepperHostel an. In gewisser Weise verdient er also auch sein Geld mit der Angst der Menschen. Er schürt diese aber kaum, will eher ängstlichen Menschen helfen, durch bessere Vorbereitung furchtloser zu werden – wie bei einem MatheTest quasi.
Ausreichend Wasser, Medikamente, Treibstoff, proteinhaltige Nahrung, Spezialnahrung für Babys und Hygieneartikel sind ein Muss für Sicherheitsbunker. Der gebunkert.
Überlebenskünstler betont, dass auch der richtige Umgang mit Chemietoiletten oder Trockensystemen sowie eine Möglichkeit, mit der Außenwelt Kontakt aufzunehmen – etwa per Funk –, erprobt sein sollte. Im Grunde nichts anderes als das, was der österreichische Zivil- und Katastrophenschutz auch vorschlägt, wenn auch nicht in ganz so detailliertem und durchdachtem Maße wie bei Molay. Selbst wenn er eher die österreichische Version des britischen Outdoor-SurvivalKünstlers Bear Grylls darstellt, kommen in Gesprächen mit Preppern unweigerlich Vergleiche mit der Pension Enzian der FPÖ in St. Jakob in Defereggen in den Sinn. Die Pension sollte angeblich als „Rückzugsort“der Parteispitze für einen Tag X, also eine landesweite Katastrophe wie einen Bürgerkrieg oder Ähnliches, fungieren. Auch Gold in rauen Mengen sollte dort eingelagert worden sein.
Verfassungsschutz beobachtet
Molay selbst sieht in der österreichischen Szene aber keine Strömungen zur Vorbereitung auf bürgerkriegsähnliche Zustände, wie dies etwa in den US-amerikanischen oder deutschen PrepperGruppen immer wieder zutage trete. Dort gilt die Szene regelmäßig als von Reichsbürgern, Verschwörungstheoretikern, Rechtsextremen, Rassisten und Nazis unterwandert. Der deutsche Verfassungsschutz beobachtet sie deshalb. Im heimischen Innenministerium heißt es, dass die „österreichische Prepper-Szene bzw. die Proponenten der Szene den Staatsschutzbehörden bekannt“seien.
Die meisten österreichischen Prepper-Gruppen wollen aber dezidiert unpolitisch sein. Wer politisiert, fliegt raus, heißt es auch in Foren immer wieder. „Wir sind halt doch ein halbwegs gemütliches Volk“, resümiert Molay die österreichische Gefühlslage. Ob das als Pauschalurteil hält, sei dahingestellt. Denn eine einheitliche Prepper-Szene gibt es nicht.