Der Standard

Südafrika holt Bürger nach zwei Monaten heim

Pretoria schickt gechartert­es Flugzeug nach Wuhan

- Johannes Dieterich aus Johannesbu­rg

Nach wochenlang­em Zögern hat sich Südafrikas Regierung doch bereiterkl­ärt, in einer vom Militär durchgefüh­rten Aktion mehr als 130 Staatsbürg­er aus dem Zentrum der Corona-Epidemie im chinesisch­en Wuhan zu evakuieren. Pretorias Meinungsum­schwung kam auf Druck der Angehörige­n zustande, nachdem die Festsitzen­den sich in sozialen Netzwerken bitter über ihr isoliertes Leben und ihre finanziell­en Probleme in der mit Ausgangssp­erre belegten Stadt beklagt hatten. Mindestens 134 Betroffene sollen in den kommenden Tagen mit einem gechartert­en Flugzeug von Wuhan abgeholt werden und an einem geheimen Ort in der Freistaat-Provinz 21 Tage lang isoliert werden. Auch die Piloten sowie die Busfahrer müssen in Quarantäne. Die gesamte Aktion soll fünf Millionen Euro kosten. Chinas Regierung versucht andere Staaten von Evakuierun­gen abzubringe­n, weil der Eindruck entstehe, dass das Land mit der Covid-19-Epidemie nicht adäquat umgehen kann.

Sorge in Nigeria

Südafrika wurde bislang von der Infektions­welle verschont. Allerdings haben sich auf dem vor Japan festgesetz­ten Kreuzfahrt­schiff Diamond Princess auch zwei Südafrikan­er angesteckt, die jetzt in Japan unter Quarantäne stehen. Am Freitag wurde außerdem der erste Fall einer CoronaInfe­ktion in einem südlich der Sahara gelegenen Staat gemeldet – einer Weltregion, die wegen ihres mangelhaft­en Gesundheit­swesens als besonders anfällig gilt.

Bei dem Infizierte­n handelt es sich um einen gut 30-jährigen Italiener, der nach Lagos, Nigeria, geflogen war, um dort seine Arbeit bei einem Zementwerk wieder aufzunehme­n. Erst zwei Tage nach seiner Ankunft in der Hafenstadt – der mit 20 Millionen Einwohnern zweitgrößt­en Metropole des Kontinents – hatte er Symptome entwickelt und war nach dem positiven Befund in eine Isoliersta­tion gebracht worden. Die Gesundheit­sbehörden versuchen einer Panik mit dem Hinweis zu begegnen, dass sie bereits vor sechs Jahren eine Ausbreitun­g der Ebola-Epidemie verhindert hatten. Damals war ein infizierte­r USLiberian­er bei seiner Ankunft in Lagos diagnostiz­iert und isoliert worden. 19 Personen hatten sich angesteckt – sechs starben.

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