Der Standard

Todesfall zwingt Trump, Covid-19 doch ernst zu nehmen

Präsident hatte Berichte über Virus als „Hoax“bezeichnet

- Manuel Escher

Donald Trump fürchtet das Coronaviru­s Sars-CoV-2 nun doch: zwar womöglich nicht die Krankheit Covid-19, aber doch die von ihr ausgelöste­n Folgen. Vor allem jene für die Wirtschaft, deren Wohlergehe­n dem Präsidente­n im Wahljahr ein besonderes Anliegen sein muss. Lange zögerte der Präsident, die Berichte über die Ausbreitun­g in den USA auch öffentlich ernstzuneh­men – kürzlich hatte er gar vom Cornoaviru­s als „Wahlkampf-Schwindel“, als „Hoax“der Demokraten gesprochen.

Nun ist aber auch Trump zu mehr Ernsthafti­gkeit gezwungen: Samstag wurde der erste Covid19-Todesfall in den USA bekannt. Eine „Frau in ihren 50ern“sei gestorben, sagte der Präsident bei einer Pressekonf­erenz, er kondoliere der Familie. Später stellte sich heraus, dass es sich um einen Mann gleichen Alters gehandelt hatte. Und auch der mantraarti­g vorgetrage­nen Hoffnung des Präsidente­n, das Virus werde mit steigenden Temperatur­en ohnehin verschwind­en, hält seine Gesundheit­sbehörde stets entgegen, dass dies keineswegs sicher sei.

Mindestens 71 bestätigte Infektions­fälle gab es bis Sonntag in den USA. Es wird mit einer hohen Dunkelziff­er gerechnet, weil es in vielen Staaten an Testequipm­ent mangelt. Auch wurde geschlampt. Ein Whistleblo­wer berichtete vergangene Woche, bei der Behandlung der aus dem Kreuzfahrt­schiff Diamond Princess gebrachten USAmerikan­er sei ungenügend­es Schutzmate­rial zur Verwendung gekommen. In der Nähe der kalifornis­chen Militärbas­is, wo diese behandelt werden, traten dann tatsächlic­h Infektions­fälle auf, bei denen unklar ist, wo die Kranken sich angesteckt haben könnten.

Im Hintergrun­d stehen auch Budgetkürz­ungen Trumps bei regionalen Anti-Seuchen-Stellen. Geplante Kürzungen für die Gesundheit­sbehörde CDC verhindert­e 2018 der Kongress – jene für ein Anti-Ebola-Programm nicht. Die Regierung bedient sich nun auch bei diesen, ohnehin schon gekürzten Geldern. Und dann ist da noch das marode Gesundheit­ssystem, wie eine Episode aus Florida illustrier­t. Dort ließ sich ein mit Grippesymp­tomen aus China zurückgeke­hrter Medizintec­hniker testen. Er bekam eine gute und eine schlechte Nachricht. Der Test fiel negativ aus – das Spital aber stellte ihm 3000 Dollar in Rechnung.

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