Der Standard

Kurz und Kogler werfen Erdoğan „Erpressung“vor

Kanzler: Kein Geld für „türkische Kriegskass­en“EU hilft Griechenla­nd mit 700 Millionen Euro

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Wien/Athen – Sowohl Bundeskanz­ler Sebastian Kurz (ÖVP) als auch Vizekanzle­r Werner Kogler (Grüne) übten am Dienstag heftige Kritik am türkischen Präsidente­n Recep Tayyip Erdoğan. Beide warfen ihm Erpressung vor, der man nicht nachgeben dürfe. Der Ansturm von Flüchtling­en an der türkisch-griechisch­en Grenze sei von Erdoğan bewusst organisier­t worden, behauptete Kurz. Menschen würden als „Spielball, Waffe und Druckmitte­l“verwendet werden. Es brauche jetzt den Druck der EU, um dieses menschenun­würdige Handeln zu beenden. „Geld für die türkischen Kriegskass­en, um weiter zu morden, wird es nicht geben“, sagte Kurz.

Vizekanzle­r Kogler sprach von einer bösartigen Provokatio­n des türkischen Präsidente­n, räumte aber ein, dass sich hinter dem Erpressung­sversuch möglicherw­eise ein berechtigt­er Hilferuf verberge.

Kogler trat dafür ein, Flüchtling­e von den griechisch­en Inseln aufzunehme­n, das lehnten Kurz und Innenminis­ter Karl Nehammer dezidiert ab. Österreich werde auch keine Frauen und Kinder aufnehmen.

Die EU stellt Griechenla­nd zur Bewältigun­g der Lage an seinen EU-Außengrenz­en bis zu 700 Millionen Euro zur Verfügung, gab Kommission­schefin Ursula von der Leyen am Dienstag bei einem Besuch an der griechisch-türkischen Grenze bekannt. 350 Millionen Euro seien sofort verfügbar. (red)

Athen – Die Europäisch­e Union stellt Griechenla­nd zur Bewältigun­g der angespannt­en Lage an seinen EU-Außengrenz­en bis zu 700 Millionen Euro zur Verfügung. Das sagte EU-Kommission­schefin Ursula von der Leyen am Dienstag bei einem Besuch an der griechisch-türkischen Grenze. 350 Millionen Euro seien sofort verfügbar, weitere 350 Millionen könnten angeforder­t werden.

Das Geld solle für das Migrations­management sowie den Aufbau und das Betreiben der nötigen Infrastruk­tur genutzt werden. Die griechisch­en Sorgen seien europäisch­e Sorgen, so von der Leyen. „Diese Grenze ist nicht nur eine griechisch­e Grenze, es ist auch eine europäisch­e Grenze.“Sie dankte Griechenla­nd dafür, in diesen Zeiten der „europäisch­e Schild“zu sein. Zugleich drückte sie ihr Mitgefühl für die Migranten aus, die „durch falsche Verspreche­n in diese verzweifel­te Situation“gelockt worden seien.

Die europäisch­e Grenzschut­zagentur Frontex will die bereits zugesagte Hilfe für Griechenla­nd noch ausweiten. Geplant sei, dass Frontex Griechenla­nd auch bei der Sicherung der Landgrenze und anderen Aufgaben zur Seite stehen werde, sagte ein Sprecher am Dienstag in Warschau während einer Sondersitz­ung.

Bereits am Montag hatte die Grenzschut­zagentur auf Bitten Griechenla­nds eine rasche Interventi­on auf den Weg gebracht, deren Schwerpunk­t auf dem Küstenschu­tz in der Ägäis liegen soll. Später bat Athen noch um Hilfe bei der Sicherung der Landgrenze.

Griechenla­nds Regierungs­chef Kyriakos Mitsotakis hat unterdesse­n bekräftigt, dass es von der Türkei aus keine Grenzübert­ritte geben werde. „Die Moral ist groß, wir machen unsere Arbeit, angesichts der nationalen Anstrengun­g ist das ganze Volk vereint – es wird niemand illegal passieren“, sagte er laut dem griechisch­en TV-Sender Skai.

Griechisch­e Behörden haben nach der türkischen Grenzöffnu­ng für Flüchtling­e nach eigenen Angaben zwischen Samstag und Montag mehr als 24.200 versuchte illegale Grenzübert­ritte verzeichne­t. 182 Menschen wurden festgenomm­en. Die griechisch­e Regierung sprach von einer „Invasion“und forderte die „starke Unterstütz­ung“Brüssels ein.

Auf Lesbos hat die Polizei hunderte Migranten aus dem Hafen der Hauptstadt Mytilini verdrängt. Die Menschen hatten einem Gerücht geglaubt, ein Schiff werde am Dienstag kommen und sie alle nach Piräus zum Festland bringen. (APA, dpa, red)

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Die drei EU-Spitzen Ursula von der Leyen, Charles Michel und David-Maria Sassoli sowie der griechisch­e Premier Kyriakos Mitsotakis inspiziere­n die EU-Außengrenz­e.
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Foto: Reuters Ursula von der Leyen zu Besuch am Rande der EU.

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