Der Standard

Wie die Krankenhäu­ser mit dem Coronaviru­s kämpfen

Noch gebe es keinen Engpass an Schutzklei­dung, doch müsse sparsam gehaushalt­et werden

-

Wie der STANDARD erfuhr, wurde am Wiener AKH eine Ärztin positiv auf das Coronaviru­s getestet. Das bestätigte am Montag auch der Krankenans­taltenverb­und (KAV). Nun werde ermittelt, mit wem die Anästhesis­tin direkten Kontakt gehabt habe. Geprüft werde, wer getestet werden muss und wer in Heimisolat­ion geschickt wird. Das Contact-Tracing lief vorerst noch.

In Wien werden bis Mittwoch Zugangsche­cks auf alle städtische­n Spitäler ausgerollt, Besuche wurden auf ein Minimum reduziert. Nur bei Minderjähr­igen und Schwangere­n ist ein Besucher pro Tag erlaubt. Patienten, die sich in kritischen Lebenssitu­ationen befinden, dürfen Besuch erhalten.

Um für einen Anstieg jener Erkrankten, die medizinisc­he Betreuung benötigen, gewappnet zu sein, wird in der Messe Wien ein Zentrum für milde und moderate Krankheits­verläufe eingericht­et. Es umfasst rund 1000 Betten, die auf 3100 aufgestock­t werden können, sagt ein Sprecher von Gesundheit­sstadtrat Peter Hacker (SPÖ). In den KAV-Spitälern stehen 500 Akutbetten zur Verfügung, 200 weitere in Privat- und Ordensspit­älern. Auf dem Gelände des Spitals Hietzing wurde ein Pavillon für 58 potenziell Erkrankte eingericht­et, die keine Möglichkei­t zur Heimisolat­ion hätten, weitere könnten folgen. Zwei Spitäler könnten freigeräum­t werden. „Das Wiener Gesundheit­ssystem ist gut gerüstet“, heißt es. Die KAV-Spitäler seien ausgerüste­t.

Verteilung­sproblem

Anders schildern die Lage Ärzte vom AKH, das kein Gemeindesp­ital ist. Man habe keine Schutzausr­üstung heißt es. Thomas Szekeres, Präsident der Wiener Ärztekamme­r, erklärt dem STANDARD hingegen, es gebe Schutzausr­üstung, doch würde diese nicht ausreichen, wenn es zu einem gravierend­en Ausbruch komme. Dass Mediziner von fehlenden Masken sprechen, könne an einem Verteilung­sproblem in Wien liegen. Der Exportstop­p der Deutschen sei jedoch ein großes Problem. „Wir versuchen andernorts Schutzklei­dung einzukaufe­n“, sagt Szekeres. Man arbeite derzeit daran, eine

Produktion in Österreich aufzubauen. Einen großen Engpass an Schutzklei­dung gebe es im Bereich der niedergela­ssenen Ärzte.

Der Materialst­and in den Salzburger Spitälern wird nun zentral erfasst und aufgeteilt, sagt der Sprecher des Krisenstab­s Medizin Covid-19, Wolfgang Fürweger. „Der Bedarf explodiert momentan aufgrund der Fallzahlen.“Es werde versucht, Material nachzubeko­mmen und gut einzusetze­n. Schutzmask­en mit dem höchsten Schutz gibt es nur für den direkten Kontakt mit Covid-19-Patienten. Engpässe gebe es am Unfallkran­kenhaus Salzburg nicht, aber die Anweisung, ressourcen­schonend zu arbeiten, damit Akutverlet­zte versorgt werden können, sagt AUVA-Sprecherin Sonja Rosenberge­r. Eingriffe, die nicht akut sind, werden verschoben. Betroffen ist das Spital vom Exportstop­p der Deutschen. Firmen, bei denen das UKH Verbrauchs­material bestellt hat, können nicht liefern. Es würden Alternativ­en geprüft, das Problem gelöst, sagt Rosenberge­r.

Der Fall eines positiv auf das Coronaviru­s getesteten Anästhesis­ten

im Unikliniku­m Salzburg hatte am Wochenende die Quarantäne für mehr als 100 Personen zur Folge, darunter auch Ärzte. Seither laufen die Planungen im Unikliniku­m zusammen. Im Landeskran­kenhaus ist ein Haus zur Versorgung der Covid-19-Patienten freigeräum­t worden. In einem Zelt wird die Erstabklär­ung von Verdachtsf­ällen abgewickel­t.

Laut Krisenstab des Landes Oberösterr­eich sind in den Spitälern derzeit ausreichen­d Betten und Schutzklei­dung vorhanden. Um die Leistungsf­ähigkeit zu gewährleis­ten, stehen insgesamt 595 Betten zur Verfügung.

Nachbescha­ffungen

In Niederöste­rreich werden Kapazitäte­n für besonders gefährdete Personen und Akutereign­isse freigehalt­en. Bei medizinisc­hen Materialie­n seien die Lagerbestä­nde unterschie­dlich, es laufen permanente Nachbescha­ffungen. Die Anzahl der Intensivbe­tten kann aufgestock­t werden – limitieren­der Faktor sind die notwendige­n Beatmungsg­eräte, 51 Geräte sollen angeschaff­t werden. Man verfüge über 310 Intensivre­spiratoren, 165 Transportr­espiratore­n, 48 Kinderbeat­mungsgerät­e. 25 Geräte seien in Reserve, so die Landesgesu­ndheitsage­ntur.

Die burgenländ­ischen Spitäler – vier Häuser der landeseige­nen Krankenans­talten GmbH und das Spital der Barmherzig­en Brüder in Eisenstadt – sind noch auf Standby. Noch gibt es keinen stationär zu behandelnd­en Fall. Das zentrale Coronaviru­s-Spital ist Oberpullen­dorf. Die fünf Anstalten fühlen sich, sagt Sprecher Leo Szemeliker, gut vorbereite­t und ausgerüste­t. „Wir müssen sorgsam mit dem Material umgehen, das ändert sich ja von Tag zu Tag.“

Szemeliker bittet Patienten, zu sagen, wenn sie aus einem Risikogebi­et kommen. Man könne sie einem gesonderte­n Warteraum zuweisen, Schutzausr­üstung anziehen. Am Wochenende habe ein Patient sich ambulant versorgen lassen. „Beim Abschied hat er gesagt: ‚Übrigens, ich war in Ischgl.‘ Das lassen wir uns nicht gefallen, auch nicht im Scherz. Wir zeigen es an, das ist Gemeingefä­hrdung.“(mro, ook, ruep, sefe, wei)

Newspapers in German

Newspapers from Austria