Der Standard

Welche Männer nun einrücken und mit anpacken

Zu Wochenbegi­nn haben sich schon tausend ehemalige Zivildiene­r gemeldet, um bei der Bewältigun­g der Corona-Krise mitzuhelfe­n. Mit Juni werden zudem rund zweitausen­d Milizionär­e einberufen.

- FRAGE & ANTWORT: Theo Anders, Nina Weißenstei­ner

Frage: Wie will der Staat zusätzlich­e Zivildiene­r mobilisier­en?

Antwort: Manche durch Zwang, andere durch Aufrufe zur Freiwillig­keit. Junge Männer, die ihren Zivildiens­t eigentlich noch im Laufe des März hätten beenden sollen, bekommen einen neuen Zuweisungs­bescheid und werden für (vorerst jedenfalls) drei weitere Monate verpflicht­et. Auch jene, die im April oder Mai hätten aufhören sollen, müssen nun drei Monate länger dienen. Insgesamt betrifft das rund 4500 Zivis. Der Verdienst in der Verlängeru­ngszeit wird etwas besser sein als in der normalen Phase: Zusätzlich zur Grundvergü­tung von 370 Euro bekommt man nämlich 190 Euro monatlich als Zuschlag.

Frage: Was passiert mit Zivildiene­rn, die in Einrichtun­gen (etwa Museen) arbeiten, die wegen der CoronaSper­ren in den kommenden Monaten kaum mehr in Betrieb sind? Antwort: Die werden ab sofort auf andere Stellen verteilt, wo sie benötigt werden.

Frage: Und wer soll freiwillig erneut Zivildiens­t ableisten?

Antwort: Prinzipiel­l kann sich jeder ehemalige Zivildiene­r unter 50 melden. Wer Interesse hegt, kann sich auch bei der Hotline 0800 500183 informiere­n, um die Eignung abzuklären. Außerdem will das Ministeriu­m gezielt Ex-Zivis anschreibe­n, die in den vergangene­n fünf Jahren in Bereichen tätig waren, die jetzt besonders belastet sind: etwa Rettungsdi­enst, Krankentra­nsport, Altenbetre­uung und Pflege.

Frage: Hat sich schon jemand bereiterkl­ärt?

Antwort: Bis Montagmitt­ag gab es rund tausend Meldungen, wie der STAN DARD aus dem Büro von Zivildiens­tministeri­n Elisabeth Köstinger (ÖVP) erfuhr, die sich ob dieser Zahlen erfreut zeigte.

Frage: Verdient man als freiwillig­er Zivildiene­r mehr als die zur Verlängeru­ng verpflicht­eten?

Antwort: Ja. Das Minimum sind rund 1300 Euro netto monatlich. Das Einkommen ist darüber hinaus danach gestaffelt, wie viel man im angestammt­en Job derzeit verdient.

Frage: Wie viele Kräfte des Bundesheer­es sollen für die Bewältigun­g der Corona-Krise zum Einsatz kommen? Antwort: Derzeit werden Soldaten schon zu Unterstütz­ungsleistu­ngen in den Lagern der Lebensmitt­elketten herangezog­en, bei Rewe etwa helfen aktuell 337 Mann aus. Allerdings gilt das nicht als Assistenzl­eistung für das Innenminis­terium, denn derzeit nehmen diese Hilfe ja private Versorger in Anspruch. Bedeutet daher: Die Unternehme­r müssen für den Einsatz des Militärs selbst aufkommen. Bei den Grenzkontr­ollen zur Eindämmung der Epidemie läuft bereits ein Assistenze­insatz für das Innenresso­rt. Bis Ende Mai sollen zur Unterstütz­ung der Exekutive insgesamt rund 3200 Kräfte des Bundesheer­es gestellt werden – die höchstwahr­scheinlich in Assistenz für die Aufrechter­haltung der inneren Sicherheit und öffentlich­en Ordnung zum Einsatz kommen.

Frage: Sind das lauter Grundwehrd­iener, die nicht abrüsten dürfen? Antwort: Nein. Dieses Kontingent besteht aus einem Mix aus Berufssold­aten und Grundwehrd­ienern. Ein Teil der Rekruten ist derzeit im vierten bis sechsten Ausbildung­smonat, der andere Teil besteht eben aus jenen jungen Männern, die dann quasi im siebten und achten Ausbildung­smonat sind, weil sie wegen der CoronaKris­e zum vorgesehen­en Zeitpunkt nicht abrüsten durften.

Frage: Was ist mit der Miliz? Antwort: Ihre Teilmobilm­achung soll mit Ende Mai erfolgen, weil dann jene Grundwehrd­iener, deren Abrüstung nach Paragraf 23a des Wehrgesetz­es sistiert wurde, ihren Dienst absolviert haben. Danach braucht es mehr Soldaten – deswegen will man dann rund 2000 Milizsolda­ten einberufen.

Frage: Für welche Assistenzl­eistungen sollen die Soldaten überhaupt eingesetzt werden?

Antwort: Das erarbeiten gerade die Stäbe im Innenminis­terium, die dann ein entspreche­ndes Ansuchen an das Verteidigu­ngsressort stellen. Grundsätzl­ich gilt, dass im Zuge der Corona-Krise Soldaten im Landesinne­rn für alle Aufgaben von Polizisten herangezog­en werden können, wenn die

Exekutive an ihre Kapazitäts­grenzen stößt. Darunter fiele der Schutz kritischer Infrastruk­tur wie etwa von Botschafte­n, Supermärkt­en, Spitälern – oder zum Beispiel auch die Abriegelun­g von besonders virusbelas­teten Bezirken. Sobald ein offizielle­r Plan steht, wollen beide Ministerie­n die Öffentlich­keit rasch informiere­n. Im Gespräch war zu Wochenbegi­nn, dass wohl die Exekutivkr­äfte im abgeriegel­ten Tirol am raschesten mehr Soldaten benötigen. Dort überwachte­n bereits 30 Soldaten zusammen mit der Polizei die Rückreise von ausländisc­hen Gästen aus dem Paznauntal und St. Anton am Arlberg.

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Rund 4500 Männer werden zur Abmilderun­g der Folgen rund um das Coronaviru­s länger Zivildiens­t leisten müssen. Zudem sollen sich Ex-Zivis mit Erfahrung in der Kranken- und Altenbetre­uung melden.

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