Auch Deutschland, Frankreich und Großbritannien machen dicht
Große europäische Staaten ziehen bei Restriktionen nach – Berlin, Paris und London schränken öffentliches Leben massiv ein
Auch Deutschland steigt jetzt viel stärker auf die Bremse. Am Montag haben sich die Bundesregierung und die Ministerpräsidenten der 16 Länder auf eine Einschränkung des öffentlichen Lebens verständigt.
So soll nun Schluss mit Shoppen und Freizeitgestaltung außer Haus sein. Im Nachbarland werden Bars, Clubs, Diskotheken, Museen, Messen, Ausstellungen, Saunen, Spielbanken, Bordelle, Schwimmbäder und Fitnessclubs sowie Spielplätze geschlossen. Es sollen auch keine Gottesdienste und Busreisen mehr stattfinden.
Wann die Bundesländer die Maßnahmen ergreifen, bleibt ihnen überlassen. Vorreiter sind die Bayern, dort hat Ministerpräsident
Markus Söder am Montag schon den Katastrophenfall ausgerufen, viele der Maßnahmen gelten ab dem heutigen Dienstag.
Details wollte die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel am Montagabend bekanntgeben. Laut Bild-Zeitung ist vorerst vorgesehen, dass Einzelhandelsbetriebe für Lebens- und Futtermittel, Wochenmärkte, Lieferdienste, Apotheken, Sanitätshäuser, Drogerien, Tankstellen, Banken und Sparkassen, Poststellen, Friseure, Zeitungsverkauf, Waschsalons und der Großhandel in Betrieb bleiben.
Außerdem sollen die Sonntagsverkaufsverbote für diese Läden bis auf Weiteres ausgesetzt werden. Berlin empfiehlt weiters, Restaurants spätestens ab 18 Uhr zu schließen. Dienstleister und Handwerker können ihren Job weiter ausüben. Ausdrücklich erwähnt wird, dass alle medizinischen Einrichtungen weiterhin offen bleiben. Deutschland ist damit in der Gesellschaft der restlichen großen europäischen Staaten. Auch in Frankreich wollte Staatspräsident Emmanuel Macron am Montagabend weitreichende Beschlüsse zum Kampf gegen die Corona-Krise vorstellen.
Lockdown in Paris
Mehrere verlässliche Quellen berichteten, Macron werde am Abend einen weitgehenden Lockdown des Landes für die kommenden fünf Wochen verkünden. Französinnen und Franzosen dürften ihre Wohnungen nur noch einmal am Tag verlassen, um wichtige Besorgungen zu machen. Welche Ausnahmen dafür gelten würden, war zu Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch nicht bekannt.
Und schließlich heißt es auch in Großbritannien, die Regierung werde nun doch sehr bald weitreichende Entscheidungen in Sachen Corona-Krise treffen. Premier Boris Johnson war bisher ja vor allem wegen seiner zögerlichen Reaktion kritisiert worden, die ihm als bewusste Taktik ausgelegt wurde.
Berichte, London setzte auf den Aufbau einer Herdenimmunität in der Bevölkerung durch Infektionen, waren unter anderem durch öffentliche Erklärungen und nichtöffentliche Briefings seiner engsten wissenschaftlichen Berater befeuert worden. Nach einer Welle öffentlicher Kritik rudert Johnson nun massiv zurück. Am Montag sagte ein Sprecher, Herdenimmunität sei nicht das Ziel des Premiers. Es gehe darum, möglichst viele Leben zu schützen.
Großbritannien verzeichnete bis Montagnachmittag 1543 Fälle von Corona-Infizierten. 35 Menschen sind an den Folgen einer Covid-19-Erkrankung gestorben. Wie anderswo in Europa haben sich die Briten panikartig mit Desinfektionsmitteln und Toilettenpapier eingedeckt, obwohl Supermärkte beteuern, es gebe keinerlei Versorgungsschwierigkeiten. Restaurants und Reiseveranstalter klagen über Umsatzeinbußen von mehr als 50 Prozent.
Künftige tägliche Medienbriefings stellen eine erste Reaktion der Regierung auf die Kritik an ihr dar. Morgen will Gesundheitsminister Matthew Hancock dem Unterhaus ein Maßnahmenpaket vorlegen, mit dem die öffentliche Sicherheit gewährleistet bleiben soll. Dringend ruft die Regierung Maschinenbaufirmen zur Fertigung von Beatmungsgeräten auf, an denen es dem Gesundheitssystem NHS bisher noch oft fehlt.