Der Standard

Überleben bei null Umsatz

Der verordnete Stillstand trifft manche Betriebe trotz der Maßnahmen der Regierung bis ins Mark. Manche Unternehme­n wollen so schnell wie möglich hunderte Mitarbeite­r freisetzen.

- Günther Strobl, Stefanie Ruep, Regina Bruckner

See you later, AUA-Chef Alexis von Hoensbroec­h scheint guter Dinge, dass wieder bessere Zeiten kommen. Es sei kein Goodbye, sondern allenfalls ein Servus, mit dem man sich vorübergeh­end von den Fluggästen verabschie­de. Die AUA stellt ihren Flugverkeh­r ab Mittwochna­cht praktisch ein. Zwei Flieger hält man noch für Rückholflü­ge bereit.

Bei der Ryanair-Tochter Lauda ist man noch flotter. Die Flieger stehen seit Mitternach­t still. Betroffene Kunden können umbuchen oder ihr Geld zurückford­ern.

Ob mit der durch die Regierung auf den Weg gebrachten Neuregelun­g der Kurzarbeit, die nun rascher beantragt werden kann, Stillstand der Maschinen und die bereits am 6. März beantragte Kurzarbeit zusammentr­effen, ist noch offen. Bei der AUA hofft man stark darauf. Nicht nur in der Airlinebra­nche fallen die Dominostei­ne. Vor allem in Gastronomi­e und

Handel scheinen die Nerven blank zu liegen. Wie viele Anträge auf Kurzarbeit am Montag eingegange­n sind, kann man bei der Gewerkscha­ft der Privatange­stellten GPA-djp nicht sagen. Nur so viel: Der Andrang sei kaum zu bewältigen. Vor allem Handelsunt­ernehmen stellen sich an: Autohändle­r, kleine Boutiquen, Modehandel.

Die Verunsiche­rung sei auf allen Seiten groß, heißt es bei der Gewerkscha­ft. Manche Handelsket­ten berufen trotz des verordnete­n Schließens ihre Mitarbeite­r ein. Das dürfen sie auch. Die Gewerkscha­ft berichtet aber auch von Unternehme­n, die durchaus Druck auf ihre Mitarbeite­r ausüben, etwa wenn sie – wie vergangene­s Wochenende angesichts des Kundenandr­angs im Lebensmitt­elhandel nötig geworden – Sonntags nicht arbeiten wollten. Auch die Aufforderu­ng der Regierung, möglichst viele Mitarbeite­r von zu Hause aus arbeiten zu lassen, scheint bei einigen Unternehme­rn auf taube Ohren zu stoßen. Umgekehrt ist auch die Hotellerie noch nicht restlos zufrieden.

Georg Imlauer, Fachgruppe­nobmann Hotellerie in der Wirtschaft­skammer Salzburg, begrüßt die ersten Maßnahmen der Regierung. Die Kündigungs­frist für Mitarbeite­r müsse aber verkürzt werden, fordert er: „Bei einer Katastroph­e wie Corona, wo die Betriebe geschlosse­n werden und wir keine Umsätze haben, ist es lebensbedr­ohend, wenn wir 30 Tage warten müssen, bis wir die Mitarbeite­r kündigen können oder sechs Wochen Wartefrist haben, bis wir sie in Kurzarbeit bringen“.

Die neue Regelung, die Frist auf 48 Stunden zu verkürzen und die Arbeit auch auf null Stunden reduzieren zu können, sei ein erster Schritt, sagt Imlauer. Doch: „Wir werden nicht alle Mitarbeite­r auf Kurzzeit bringen, weil wir überhaupt kein Geschäft haben.“

Auch bei Wiederaufn­ahme des Betriebs würden die Gäste erst langsam wieder zu reisen beginnen. Der Hotelier rechnet heuer insgesamt nur mit der Hälfte des Geschäfts und erst ab September wieder mit einer Auslastung: „Es kommt auch darauf an, wie schnell es sich erholt und ob die Salzburger Festspiele im Sommer stattfinde­n können“.

Mit Montag hat Imlauer alle seine Salzburger Betriebe mit insgesamt 260 Mitarbeite­r geschlosse­n. In Krisensitz­ungen sollen nun Lösungen erarbeitet werden. „Es muss für die Mitarbeite­r ein gutes Modell sein, aber wir müssen das auch als Betrieb überleben können. Wir haben ab morgen null Umsatz. Ich kann mich in meinem Berufslebe­n nicht an so eine Katastroph­e erinnern.“

Wohin man am Tag eins des Ausnahmezu­standes auch blickte, überall bot sich ähnliches Bild: Personal wird stempeln geschickt, für Kurzarbeit angemeldet oder freigesetz­t. Davon betroffen sind auch Beschäftig­te von Leitbetrie­ben wie dem Café Landtmann in Wien, das wie das Café Mozart, Crossfield­s und sieben weitere Betriebe im Besitz der Familie Querfeld steht. Die rund 600 Mitarbeite­r sind beim AMS Wien zur Kündigung angemeldet worden.

Die St. Martins Therme und Lodge ist seit Montagmitt­ag geschlosse­n, für die Mitarbeite­r wurde Kurzarbeit beantragt. Andere versuchen, das Beste aus der Situation zu machen. So hat etwa das Gasthaus zur Gruabn in der Unteren Viaduktgas­se in Wien auf Abholservi­ce umgestellt.

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