Der Standard

Kind stirbt durch Feuerausbr­uch im Camp Moria

Am Montag brach im Flüchtling­slager Moria auf der Insel Lesbos ein großer Brand aus. Ein Kind verstarb. Indes wurden jene Flüchtling­e, die nach dem 1. März auf der Insel ankamen, aufs Festland gebracht.

- Adelheid Wölfl

Mytilini – Das Feuer verbreitet­e sich am Montag durch den Wind extrem schnell im Flüchtling­slager Moria auf der ostägäisch­en Insel Lesbos. Die Menschen versuchten, in Massen das Gelände zu verlassen. Nicht allen gelang dies. Ein kleines Mädchen verstarb in den Flammen. Viele Leute versuchten sich mit Stoffen, die sie sich vor den Mund banden, vor den Rauchgasen zu schützen und durch den Zaun in das freie Gelände zu gelangen.

Die Feuerwehrl­eute hatten große Mühe bei den Löscharbei­ten, weil sie mit ihren Fahrzeugen kaum zu jenen Orten gelangen konnten, wo das Feuer ausgebroch­en war. Denn das Aufnahmeze­ntrum ist eigentlich nur für etwa 3000 Migranten ausgelegt, doch rund um die offizielle­n Container hat sich seit Jahren ein wildes Lager gebildet.

Leicht brennbare Hütten

Insgesamt leben etwa 20.000 Menschen in dem Areal – die allermeist­en in selbst gebauten Hütten aus Paletten, die mit Plastik überspannt sind und sehr leicht in Brand geraten können. Sehr viele Flüchtling­e haben sich zudem Lehmöfen vor ihren Behausunge­n gebaut, in denen sie selbst Brot backen. Es gibt keinerlei Schutz vor Funkenflug und oft ist zwischen den Zelten nur sehr wenig Abstand.

Griechisch­en Medien zufolge zerstörte das Feuer zwei der Wohncontai­ner im Lager, sowie einige Zelte. Nach den Löscharbei­ten habe man das verstorben­e Kind gefunden. Das Mädchen sei zwischen sechs und sieben Jahre alt gewesen. Der Grund für den Ausbruch des Feuers blieb am Montag vorerst unklar. Aber in Moria gab es schon öfters Brände – in denen Menschen ums Leben kamen.

In den letzten Monaten war die Anzahl der Migranten und Flüchtling­e, die über die Türkei auf eine der griechisch­en Inseln kommen, wieder angestiege­n. Deshalb wird die Situation für die dort lebenden Menschen – etwa 50 Prozent von ihnen sind Afghanen, 20 Prozent Syrer immer angespannt­er.

34 Prozent der Migranten auf den Inseln sind minderjähr­ig. Bei den unbegleite­ten Minderjähr­igen (14 Prozent) handelt es sich zumeist um Afghanen. Syrer sind zumeist in Familien geflüchtet.

In den vergangene­n Tagen kam jedoch gar niemand mehr nach Lesbos. Laut dem UN-Flüchtling­sHafenarea­l hilfswerk reisten vom 3. März bis zum 11. März überhaupt nur 42 Migranten und Flüchtling­e per Boot nach Lesbos – und diese kamen alle an nur einem Tag, nämlich dem 5. März.

450 Personen aufs Festland

Ein Grund dafür könnte sein, dass die Leute, die seit 1. März nach Griechenla­nd kommen, keinen Antrag auf Asyl stellen dürfen – die griechisch­e Regierung hat das Asylrecht ausgesetzt, weil die türkischen Behörden den Versuch unternomme­n hatten, massenhaft Flüchtling­e und Migranten über die Landgrenze nach Yunanistan – so wird Griechenla­nd auf Türkisch genannt – zu schicken.

Migrations­minister Notis Mitarakis hatte indes angeordnet, dass alle 450 Migranten, die seit dem 1. März angekommen sind und in den letzten Tagen in einem

in der Hauptstadt Mytilini abgeriegel­t waren, vergangene­n Samstag aufs Festland geschifft wurden, wo sie in einem geschlosse­nen Camp untergebra­cht werden. Ein solches Camp wird gerade in der nordgriech­ischen Stadt Serres gebaut. Andere sollen ins Lager Malakasa nördlich von Athen gebracht werden. Danach sollen sie laut Mitarakis in ihre Herkunftss­taaten zurückgefü­hrt werden.

Insgesamt sind auf den griechisch­en Inseln seit dem 1. März etwa 1700 Migranten und Flüchtling­e angekommen. Mitarakis will sie alle nun schrittwei­se in geschlosse­ne Lager aufs Festland bringen lassen. Für Rückführun­gen in die Herkunftsl­änder ist eine enge Kooperatio­n mit den Vertretung­en dieser Länder erforderli­ch und zumindest ein fremdenrec­htliches Verfahren. Es handelt sich um eine politische Entscheidu­ng, dass diese Migranten und Flüchtling­e anders behandelt werden sollen, als jene die vor dem 1. März gekommen sind. Die griechisch­e Regierung will im aktuellen Streit mit der Türkei zeigen, dass es für Migranten und Flüchtling­e keinen Sinn macht, nach Griechenla­nd zu gelangen, weil sie dort keine Rechte bekommen.

Keine Corona-Infektione­n

Die türkische Regierung versucht indes weiterhin, Migranten auf die andere Seite der Landgrenze zu schicken. Die betroffene­n Menschen sind zwischen diese Fronten geraten. Das UN-Flüchtling­shilfswerk UNHCR informiert­e indes den STANDARD, dass es zur Zeit im Lager Moria und im Lager Kara Tepe auf Lesbos noch keine dokumentie­rten Fälle von Coronaviru­s-Infektione­n gibt.

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Der Brand im Lager Moria auf der Insel Lesbos zerstörte Container und Zelte der etwa 20.000 Flüchtling­e, die hier leben.

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