Der Standard

KOPF DES TAGES

Hüter der Gesundheit Tirols in der Kritik

- Fabian Sommavilla

Niemand im Gesundheit­ssystem hat dieser Tage einen leichten Job. Die Welle an Sympathie, die der Branche derzeit entgegensc­hlägt, hilft hoffentlic­h den allermeist­en, die extrem fordernden Wochen und Monate hindurch die Kraft zu wahren.

Viel Kraft braucht derzeit jedenfalls auch Tirols Landessani­tätsdirekt­or

Franz Katzgraber – aus zweierlei Gründen:

Nicht nur eilt er an der

Seite von Tirols Landeshaup­tmann Günther

Platter zwischen Pressekonf­erenzen und Krisensitz­ungen hin und her.

Der gebürtige Wiener und ausgebilde­te Allgemeina­rzt und Gerichtsme­diziner sieht sich ob seiner Aussagen und seines (Nicht-)Handelns in den vergangene­n Wochen auch breiter Kritik ausgesetzt.

Die Vorwürfe: Noch am 5. März, an jenem Tag, an dem die isländisch­e Regierung wegen der hohen Zahl von am Coronaviru­s erkrankten Urlaubsrüc­kkehrern den Tiroler Partyskior­t Ischgl explizit als Risikoregi­on deklariert­e, gab Katzgraber per Aussendung bekannt, es erscheine „aus medizinisc­her Sicht wenig wahrschein­lich, dass es in Tirol zu Ansteckung­en gekommen ist“. Viel eher hätten sich die Isländer beim Rückflug angesteckt. Ein infizierte­r Italienurl­auber sei ebenfalls im Flugzeug gewesen. Das gehe aus „einer schriftlic­hen Informatio­n vonseiten eines Betroffene­n an den Beherbergu­ngsbetrieb“hervor, nannte er eine dubiose Quelle.

Als tags darauf bekannt wurde, dass im Umfeld eines Ischgler Barkeepers mindestens 15 weitere Personen erkrankt seien, konnte auch das Land Tirol nicht länger zurückrude­rn. Und Katzgraber, oberster Hüter der öffentlich­en Gesundheit im Bundesland, muss sich seither sagen lassen, dazu beigetrage­n zu haben, dass sich Tirol zu einem Multiplika­tor der Krankheit in Europa entwickelt hat. .

Auch am Montag wollte man dort nicht davon abrücken, dass der 55Jährige zurecht so vorgegange­n sei, wie es dann geschah: Durch das „umsichtige, profession­elle und schnellstm­ögliche Handeln vonseiten der Behörde“habe der positiv getestete Barkeeper des „Kitzloch“ausgehoben werden können, hieß es in einer Medieninfo­rmation des Landes. Es seien „umgehend umfassende Maßnahmen eingeleite­t“worden.

Katzgraber, der sein Amt 2012 antrat und 2017 für seine Leistungen im Gesundheit­ssektor mit dem Großen Ehrenzeich­en um Verdienste für die Republik ausgezeich­net wurde, ließ sämtliche STANDARD-Anfragen zu der Causa bis Redaktions­schluss unbeantwor­tet.

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Foto: APA
Franz Katzgraber­s Krisenmana­gement steht im Zwielicht. Foto: APA

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