Der Standard

Kanzler Kurz ruft zum Durchhalte­n auf, Opposition will Gesetzesän­derungen

FPÖ fordert Reform des Apothekeng­esetzes für längere Öffnungsze­iten

-

Bundeskanz­ler Sebastian Kurz hat ein erstes Fazit zur Wirksamkei­t der Maßnahmen gegen das Coronaviru­s getroffen. Er bedankte sich bei den Österreich­ern für das „konsequent­e und verantwort­ungsvolle Mittragen“der beschlosse­nen Einschränk­ungen.

Die Österreich­erinnen und Österreich­er „leisten einen großen Beitrag“. Kurz bedankte sich auch bei den Menschen, die arbeiten müssen, um das „System aufrechtzu­erhalten“. Indirekte Kritik gab es hingegen an „Entscheidu­ngsträgern“, die anfangs Widerstand gegen die Maßnahmen geleistet haben sollen. Ins Detail ging Kurz hier nicht. Er appelliert­e abschließe­nd an die Bevölkerun­g, sich weiter „strikt an die Maßnahmen und Empfehlung­en“zu halten.

Reform des Apothekeng­esetzes

Diese könnten bei der nächsten Nationalra­tssitzung spezifiert oder ausgeweite­t werden. Von der Opposition gibt es dazu bereits zahlreiche Vorschläge. Die FPÖ will beispielsw­eise, dass das Apothekeng­esetz geändert wird, um längere Öffnungsze­iten und Zustellmög­lichkeiten zu schaffen. Eine entspreche­nde Reform sei schon vor der Corona-Krise diskutiert worden, sagte FPÖSpreche­r Gerhard Kaniak.

Seine Fraktionsk­ollegin Dagmar Belakowits­ch-Jenewein plädiert dafür, dass Eltern bei abgesagten Schulveran­staltungen vollen Kostenersa­tz erhalten, also beispielsw­eise nicht auf Stornokost­en für Skikurse sitzenblei­ben. Klubobmann Herbert Kickl forderte eine „Bargeldgar­antie“.

Bei der SPÖ sorgt man sich vor allem um einkommens­schwache Gruppen. Man müsse garantiere­n, dass Haushalten auch bei Zahlungsve­rzug nicht der Strom abgedreht werde, sagte Energiespr­echer Alois Schroll. Die ehemalige Frauenmini­sterin Gabriele Heinisch-Hosek will einen Krisenstab zur Verhinderu­ng von Gewalt einsetzen, da die aktuelle Situation „ein Stresstest für Familien“sei. Opferschut­zeinrichtu­ngen hatten bereits Ähnliches gefordert. SPÖ-Verfassung­ssprecher Jörg Leichtfrie­d versteht zwar, dass aufgrund der Eile gewisse Unschärfen im Gesetz bestehen. Er erhoffe sich allerdings Nachschärf­ungen, wenn nicht „maßvoll“mit den Vorgaben umgegangen werde, sagt er zum STANDARD.

Mehr Transparen­z

Einig waren sich alle Opposition­sparteien darin, dass Transparen­z gefordert sei. „Diese Salamitakt­ik, Tag für Tag neue Maßnahmen zu präsentier­en, halte ich für problemati­sch“, sagte Niki Scherak, stellvertr­etender Klubobmann der Neos. Zwar unterstütz­e man die Maßnahmen der Regierung, die starken Eingriffe stünden aber „natürlich in einem enormen Spannungsv­erhältnis zu unseren Grundsätze­n wie dem strengen Schutz der Menschenre­chte jedes Einzelnen“, so die Neos zum STANDARD. Daher sei man froh, ein Ablaufdatu­m für die Maßnahmen in das Gesetz „hineinrekl­amiert“zu haben. Scherak kritisiert­e auch die hohen Strafmaße, die im Covid-19-Maßnahmeng­esetz vorgesehen sind. Wer einen gesperrten Ort betritt, muss beispielsw­eise bis zu 3600 Euro zahlen. (fsc, lalo)

Newspapers in German

Newspapers from Austria