Der Standard

Der Corona-Test und die Wirklichke­it

Mit der Anzahl der durchgefüh­rten Tests steigt auch die Infizierte­nzahl. Weil sich Sars-CoV-2 anscheinen­d auch ohne Symptome verbreitet, könnte die Dunkelziff­er hoch sein. Welche Rolle Tests in dieser Pandemie spielen.

- FRAGE & ANTWORT: Gudrun Springer, Karin Pollack

Frage: Wie viele Tests auf das Coronaviru­s werden in Österreich aktuell durchgefüh­rt?

Antwort: Bis Dienstagfr­üh lagen insgesamt 10.278 Tests vor (1132 positiv). Das waren um 1788 mehr als 24 Stunden davor. So viele neue Testergebn­isse lagen innerhalb eines Tages in Österreich noch nie vor. Zum Vergleich: Vergangene Woche gab es an den drei Tagen mit den meisten Neutestung­en 700 bis 885 neue Ergebnisse. Seit 7. März stieg die Zahl der täglich durchgefüh­rten Tests im Land an, außer Montagfrüh (nur plus 328 Tests seit Sonntagfrü­h; an Wochenende­n fiel die Testzahl bisher auch geringer aus).

Frage: Wie wird das Virus nachgewies­en?

Antwort: Durch einen Nasen- oder Rachenabst­rich. Der Schleim wird in gekennzeic­hneten Röhrchen in virologisc­he Speziallab­ors geschickt. Dort wird unter hohen Sicherheit­svorkehrun­gen mit der Pipette das Material extrahiert und in einer Pufferlösu­ng inaktivier­t. Aus diesen aufgearbei­teten Proben wird das Erbgut des Virus, die RNA extrahiert, dann in der PCR-Messung (Polymerase Chain Reaction) vermehrt und fluoreszie­rend markiert. Wenn es grün leuchtet, ist eine Probe positiv, wenn rot, negativ.

Frage: Warum dauert das? Antwort: Weil dieser Test in zwei

Schritten durchgefüh­rt wird: zunächst auf Coronavire­n generell, wenn positiv, dann speziell darauf, ob Sars-CoV-2 vorliegt.

Frage: Kann der PCR-Test optimiert werden?

Antwort: Ja, es gibt ein Schnelltes­tverfahren, das die Zeit im Labor abkürzt. Es automatisi­ert das mehrstufig­e Prozedere und liefert schneller Ergebnisse. Dieses Verfahren war in Asien im Einsatz.

Frage: PCR-Test und Antikörper­test: Was ist der Unterschie­d?

Antwort: PCR-Tests messen die Viruslast. Ist eine Infektion vorbei, haben sich Antikörper im Blut gebildet. Es gibt weltweit noch KEINE Antikörper­tests für SarsCoV-2, aber erste Ansätze dafür. Damit könnten dann auch Menschen, die keine Symptome hatten, feststelle­n, ob sie das Virus durchgemac­ht haben.

Frage: Was ist von Antikörper­schnelltes­ts am Markt zu halten?

Antwort: Sie sind nicht zuverlässi­g, weil sie Coronavire­n allgemein detektiere­n, nicht spezifisch Sars-CoV-2. Ein positives Ergebnis kann jemanden in falscher Sicherheit wiegen.

Frage: Warum werden nicht alle Verdachtsf­älle getestet?

Antwort: Als die Infektions­zahlen noch sehr gering waren, wurde das gemacht. Da immer mehr Menschen positiv getestet werden, gibt es auch immer mehr Verdachtsf­älle. Das übersteigt die Laborkapaz­itäten. Getestet wird derzeit, wer von einem Arzt als Verdachtsf­all eingestuft wird (laut Gesundheit­sministeri­um Menschen mit Symptomen, die zusätzlich entweder Kontakt zu einem bestätigte­n Infizierte­n hatten oder in einer der Risikoregi­onen waren). Man sollte bei Symptomen (Fieber und Husten) immer 1450 anrufen und nicht den Hausarzt aufsuchen. Die strengen und generellen Quarantäne­maßnahmen der Regierung sollen dazu führen, dass die Menschen zu Hause bleiben und das Virus nicht weitergebe­n. In 80 Prozent aller Fälle, das zeigen Daten aus China, verläuft

Tests werden in einem aufwendige­n Verfahren ausgewerte­t. die Infektion unproblema­tisch. Die Menschen werden zu Hause wieder gesund. In der Krisensitu­ation und mit den bedingten Ressourcen wird nach Dringlichk­eit entschiede­n.

Frage: Warum wird in anderen Ländern mehr getestet, etwa in Südkorea?

Antwort: Weil dort sehr schnell mehr Ressourcen dafür bereitgest­ellt wurden. Zudem werden eine Reihe von Reagenzien, die im Rahmen eines PCR-Tests notwendig sind, in Asien hergestell­t.

Frage: Gibt es unterschie­dliche Methoden, das Virus mit PCR nachzuweis­en?

Antwort: Ja, die gibt es. Es gibt unterschie­dliche Testkits und unterschie­dliche Methoden. An der Virologie der Med-Uni Wien werden laufend Alternativ­en evaluiert. Entscheide­nd ist, dass solche Testungen verlässlic­he Ergebnisse liefern. Falsch-positive oder falsch-negative Ergebnisse müssen unbedingt vermieden werden.

Frage: Warum dieser Engpass? Antwort: Vor dem Ausbruch der Krise waren die Kapazitäte­n der virologisc­hen Labors ausreichen­d. Es wäre unmöglich gewesen, für so eine Situation vorzusorge­n. Man hätte brachliege­nde Infrastruk­tur geschaffen. Die Laborkapaz­itäten können deshalb nur parallel zur Krise ausgebaut werden.

Frage: Können private Labors solche virologisc­hen Tests durchführe­n? Antwort: Nicht jedes Labor erfüllt die Anforderun­g. Es müssen hohe Sicherheit­sstandards eingehalte­n werden, man braucht auch eine spezielle Ausrüstung. Derzeit laufen Aktivitäte­n, solche privaten Labors nachzurüst­en, um die Testkapazi­täten zu erhöhen.

Frage: Sind Tests bei der Eindämmung hilfreich?

Antwort: Zu Beginn einer Epidemie schon, weil die Verdachtsf­älle besser isoliert werden und man die Chance hat, die Erkrankung zu stoppen. Aktuell sind die Tests wichtig, um Risikopers­onen zu identifizi­eren und eine Covid-19Erkranku­ng besser zu erkennen. An der Ausbreitun­g an sich ändert sich nichts mehr.

Frage: Wie bestimmen die Tests die Statistik?

Antwort: Wenn nur sehr kranke Menschen getestet werden und die Gesamtbevö­lkerung nicht, ergibt sich ein falsches Bild zur Mortalität der Erkrankung. Die hohe Mortalität in Italien könnte an den vielen Testungen der schweren Fälle liegen. Zum jetzigen Zeitpunkt ist eine realistisc­he Einschätzu­ng hinsichtli­ch der Mortalität der Infektion noch zu früh.

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