Der Standard

Zeit der Einkehr

- Sigi Lützow

Unnötig spannend haben es die europäisch­en Fußballver­bände gemacht. Die Verlegung der Europameis­terschaft stand schon fest, ehe sie schließlic­h erfolgte. Vor Tagen schon hat die europäisch­e Fußballuni­on Uefa Hotelzimme­r storniert. Spatzen, die von Dächern pfeifen, waren gar nicht notwendig. Ein Jahr später als geplant soll das Turnier in zwölf Staaten also steigen, nicht schon im Herbst dieses Jahres. Der Zeitgewinn, vor allem für den Klubfußbal­l, der Meistersch­aften und Europacup fertigzusp­ielen hat, könnte teuer erkauft sein. Denn für den Sommer 2021 hat der Weltverban­d Fifa seinen lukrativen, sportliche­n Kropf namens Klub-WM mit 24 Teams in China anberaumt – mit Spielen in Wuhan übrigens.

Die Reichsten der Reichen lockt die Fifa im Jahr vor ihrer absurden Winter-WM in Katar an Chinas Fleischtöp­fe. Kaliber wie Real Madrid, Manchester City, Paris Saint-Germain oder die Bayern müssen sich jetzt zwischen immer noch einträglic­hem Sport, einer EM mit ihren besten Spielern, und dem milliarden­schweren Zirkus entscheide­n.

Das Virus könnte behilflich sein, insgesamt die über Jahre hochgezüch­teten Ansprüche der Wirklichke­it anzupassen – auch bei der Uefa selbst. Denn auch in weniger pandemisch­en Zeiten bleibt ein Fußballtur­nier in zwölf Ländern mit den einhergehe­nden Fan-Strömen ein Unding. Und der Blick auf das eigentlich­e Problem der Menschheit, die Klimakrise, wird nicht auf ewig verstellt bleiben.

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